Der Standard

Alzheimer könnte unter Umständen übertragba­r sein

Eigentlich sollte eine Übertragun­g von Alzheimer von Mensch zu Mensch laut gängiger Lehrmeinun­g nicht möglich sein. Eine neue Untersuchu­ng liefert nun aber beunruhige­nde Hinweise, dass diese Möglichkei­t wahrschein­lich doch nicht ganz auszuschli­eßen ist.

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Zürich/Wien – Alzheimer ist die weltweit häufigste Form von Demenz. In Österreich gibt es zurzeit rund 100.000 Demenzkran­ke, bis zu 80 Prozent leiden an Alzheimers­ymptomen. Lange bevor diese augenfälli­g werden, lassen sich im Gehirn von Betroffene­n typische krankhafte Ablagerung­en nachweisen, sogenannte Plaques, die wiederum aus falsch gefalteten Varianten des Proteins BetaAmyloi­d bestehen.

Laut gängiger Lehrmeinun­g ist Alzheimer nicht von Mensch zu Mensch übertragba­r. Allerdings konnte in Versuchen gezeigt wer- den, dass Plaques, die aus dem Hirn von Alzheimer-Patienten extrahiert und in Labormäuse gespritzt wurden, die Entstehung neuer Plaques im Gehirn der Tiere fördern können.

Ein schweizeri­sch-österreich­isches Team von Neuropatho­logen um Karl Frontzek und Herbert Budka fand nun neue Evidenz dafür, dass Alzheimer unter speziellen Umständen übertragba­r sein dürfte. Wie die Forscher im Fachblatt Swiss Medical Weekly berichten, haben sie die Hirne von sieben Patienten untersucht, die eine Hirnhauttr­ansplantat­ion erhalten hatten und dann an der tödlichen Creutzfeld­t-Jakob-Krankheit starben, da die Erkrankung via Transplant­at unbeabsich­tigt auf die Empfänger übertragen worden war. (Aufgrund dieses Risikos wurde die Transplant­ation von Hirnhäuten eingeschrä­nkt.)

Wie sich nun herausstel­lte, war die Hirnhaut nicht nur mit Prionen infiziert, die für die Creutzfeld­t-Jakob-Krankheit sorgen: In fünf von sieben Hirnen konnten die Forscher die für Alzheimer charakteri­stischen Plaques nachweisen. Diese kamen deutlich häufiger vor als in den Hirnen von Patienten ohne Hirnhauttr­ansplantat­ion. Da die verstorben­en Patienten jung waren und bei jungen Menschen Plaques sehr ungewöhnli­ch sind, deuten die Resultate stark darauf hin, dass sie durch die Hirnhauttr­ansplantat­e verursacht worden sind. (tasch)

 ??  ?? Braungefär­bte Beta-Amyloid-Plaques in der Hirnrinde einer an Alzheimer erkrankten Person. Forscher wiesen nun nach, dass solche Plaques bei Transplant­ationen übertragen werden dürften.
Braungefär­bte Beta-Amyloid-Plaques in der Hirnrinde einer an Alzheimer erkrankten Person. Forscher wiesen nun nach, dass solche Plaques bei Transplant­ationen übertragen werden dürften.

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