Explosionsgefahr: Krisenschauplatz Weltpolitik
Eine Krise reiht sich an die andere, die politische Plattentektonik ist ins Rutschen geraten: Noch nie hat es so schlechte Vorzeichen für die Welt gegeben. Es ist so düster, dass selbst Partys keinen Spaß mehr machen.
Aus Kommentaren internationaler Tageszeitungen zu den globalen Großkrisen: (New York) Fange ich an, über den Zustand der heutigen Welt zu reden, dann schaffe ich es, so ziemlich jede Dinnerparty damit zu ruinieren. Ich meine es gar nicht so, aber es ist schwierig, sich nicht umzusehen und zu fragen, ob der gegenwärtige Aufruhr in den internationalen Märkten nur Produkt einzelner Erschütterungen ist oder nicht doch eher eine seismische Verschiebung der Grundfesten des internationalen Systems – mit absolut unvorhersehbaren Konsequenzen.
Was, wenn gleich mehrere Epochen auf einmal zu Ende gehen?
Was, wenn wir am Ende der als 30 Jahre währenden Wachstumsperiode in China angelangt sind und deshalb Chinas Fähigkeit, das globale Wachstum durch Importe, Exporte und den Einkauf von Rohstoffen zu befeuern, in Zukunft weit weniger überschäumend und verlässlich sein wird?
Was, wenn die 100-Dollar-proBarrel-Ölpreis-Ära vorüber ist und alle Länder, deren Wirtschaft direkt oder indirekt von diesen Ölpreisen gestützt wird, lernen müssen, auf die altmodische Art und Weise zu wachsen – indem sie Güter und Dienstleistungen produzieren, die andere kaufen wollen? Dank technologischer Fortschritte in Amerika wie Fracking, horizontaler Bohrungen und des Gebrauchs von Big Data, um Lagerstätten zu identifizieren, ist die Macht über die Preise durch die Opec verschwunden. Länder, die ihre Budgets auf einen Ölpreis von 80 bis 100 US-Dollar pro Barrel ausgerichtet haben, finden sich unterfinanziert wieder, während ihre Bevölkerungen – etwa im Iran, in Saudi-Arabien, Indonesien und Nigeria – stark angewachsen sind.
Was, wenn der Durchschnitt für Länder nicht mehr reicht? Während des Kalten Krieges genügte es, ein durchschnittliches, unabhängiges Land mit künstlichen, von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen zu sein. Zwei Supermächte waren bereit, Finanzhilfen auf diese Länder zu werfen, deren Kinder in Amerika oder Moskau auszubilden, die Streitkräfte und Sicherheitsbehörden auszurüsten sowie deren lausige Exporte oder Rohstoffe zu kaufen.
Aber was, wenn das Aufkommen von Robotern, Software und Automatisation bedeutet, dass diese Länder nicht länger auf Produktion setzen können, um Arbeit für die Massen zu schaffen? Was, wenn die Produkte, die sie herstellen und verkaufen, nicht mehr mit den chinesischen Gütern mithalten können, wenn der Klimawandel deren Ökosysteme bedroht