Der Standard

KOPF DES TAGES

CDU-Hoffnung auf Distanz zu Chefin Merkel

- Birgit Baumann

In der CDU haben es viele Politiker derzeit nicht einfach. Eigentlich wollen sie nicht wirklich gegen Angela Merkel Front machen. Aber die Asylpoliti­k der deutschen Bundeskanz­lerin passt ihnen auch nicht.

Unter Druck sind vor allem die Wahlkämpfe­r, und da steht in ganz vorderster Reihe Julia Klöckner aus RheinlandP­falz. Deren Jahreshoro­skop 2016 sah bis vor kurzem noch „tolle Aufstiegsc­hancen“und „neue berufliche Möglichkei­ten“voraus.

In Umfragen lag die rheinland-pfälzische CDU bei satten 40 Prozent, die Chancen für Klöckner, bei der Landtagswa­hl am 13. März Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) zu verdrängen, standen also gut. Doch mittlerwei­le schmilzt der Vorsprung Klöckners, die rechte Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) jagt ihr Punkte ab, das macht Klöckner nervös.

Seit Jahren arbeitet die 43-Jährige zielstrebi­g an ihrer Karriere, und das Amt der Ministerpr­äsidentin – so munkelt man in Berlin und Mainz – soll darin nicht die letzte Station sein. Klöckner zählt zu den Vertrauten Merkels. Immer wieder wird sie als eine mögliche Nachfolger­in genannt. Aber dafür braucht sie zuerst einmal einen Wahlsieg. Böse Zungen lästern ja, die Winzertoch­ter habe bisher bloß die Wahl zur Weinkönigi­n wonnen.

In den Bundestag zog Klöckner, die früher als Religionsl­ehrerin arbeitete, 2002 ein. 2011 legte sie ihr Mandat wieder nieder, um sich ganz der rheinland-pfälzische­n Landespoli­tik zu widmen, und das ging auch mit einer äußeren Wandlung einher. Sie nahm 17 Kilogramm ab, was aber nicht heißt, dass sie nun pfälzische Leberwurst verschmäht.

Klöckner ist recht fröhlich und gesellig, sie kann gut mit den Leuten. Einerseits gilt sie in der CDU als „moderne Frau“, anderersei­ts zählt die Verehrerin von Helmut Kohl zum wertkonser­vativen Flügel. Sie tritt für ein Burkaverbo­t ein und fordert ein Gesetz zur Integratio­nspflicht.

Mit ihrem „Asylplan A2“versucht sie den Spagat: nämlich Merkel nicht zu sehr zu düpieren, aber dennoch zu zeigen, dass es sehr wohl Alternativ­en zur Politik der Kanzlerin gibt. Die von Klöckner vorgeschla­genen „Grenzzentr­en“und „Tageskonti­ngente“für Flüchtling­e klingen nicht nach „Wir schaffen das“, sondern nach „Plan B“, der so natürlich nicht heißen darf.

In Berlin wird ihr Plan heftig diskutiert, aber Klöckner versichert, dass sie nicht gegen Merkel arbeite. Deren Zeit, fand sie noch im Herbst, „ist noch lange nicht zu Ende“. Deutschen 1995 ge-

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Foto: Reuters Vizechefin Julia Klöckner macht mit „Asylplan A2“ Wahlkampf.

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