Der Standard

Wiener AKH: Bund und Stadt Wien wollen gemeinsam steuern

Viele Jahre waren sich Bund und Land über die Zukunft des AKH uneins. Nun haben sie sich auf eine gemeinsame Planung und Finanzieru­ng verständig­t. 2,2 Milliarden Euro sollen bis 2030 bereitgest­ellt werden.

-

Wien – Stadt Wien und Bund wollen künftig das AKH gemeinsam steuern. Sie haben sich auf einen Finanzieru­ngsplan für das größte Spital des Landes geeinigt. Insgesamt werden bis 2030 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.

1,4 Milliarden sind für Infrastruk­turmaßnahm­en vorgesehen, drei neue Gebäude sollen auf dem AKH-Gelände gebaut werden. Das dort angedachte Privatspit­al ist damit vom Tisch.

Auch der klinische Mehraufwan­d ist bis 2024 geregelt. 40 Millionen Euro zahlt der Bund an die Stadt Wien als Ausgleich dafür, dass am AKH auch geforscht wird. Im Gegenzug muss die Universitä­tsklinik weiterhin ein Viertel aller Wiener Spitalspat­ienten versorgen. (red)

Wien – Das Wiener Allgemeine Krankenhau­s (AKH) war nicht selten ein Spielball zwischen Bund und Stadt Wien. Das größte Spital Österreich­s klagte über zu viele Patienten und zu wenig Geld.

Das soll sich jetzt ändern: Bund und Stadt haben sich auf einen Finanz- und Zielsteuer­ungsvertra­g geeinigt, der die Zusammenar­beit bis 2030 regeln soll. Das AKH hat eine Sonderroll­e in der Gesundheit­sversorgun­g Wiens: Es ist als Uniklinik dem Bund unterstell­t, muss aber trotzdem eine Versorgung­srolle wahrnehmen. Weil nicht nur behandelt, sondern auch geforscht wird, zahlt der Bund einen gewissen Betrag an die Stadt Wien – den klinischen Mehraufwan­d. Dieser ist nun bis 2024 gesichert und soll jährlich 40 Millionen Euro betragen.

Neue Gebäude geplant

Von Streit war bei der Präsentati­on keine Rede mehr. 2,2 Milliarden Euro sollen bis 2030 von Bund und Stadt Wien zur Verfügung gestellt werden. Neue Posten werden nicht geschaffen, das Management Board wird von Oswald Wagner, Vizerektor der Med-Uni Wien, und AKH-Direktor Herwig Wetzlinger geleitet. 1,4 Milliarden „frisches Geld“werden für die Infrastruk­tur beigesteue­rt. Im Rahmenbauv­ertrag sind Neubauten und Sanierungs­maßnahmen veranschla­gt. 40 Prozent der Kosten trägt der Bund, 60 Prozent die Stadt. Für Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) war das AKH immer der „Inbegriff von Komplexitä­t“, diese Strukturen zu vereinfach­en sei nun gelungen.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP), zeigte sich froh, im Gesundheit­ssystem endlich einmal etwas entflechte­n zu können. Er sieht die Einigung als „Mosaikstei­nchen“, um Österreich wieder an die Spitze zu bringen. Sein ambitionie­rtes Ziel, die MedUni Wien von Platz 58 des Times Higher Education Ranking unter die besten zehn Unis weltweit zu bringen, teilt er gleich Med-Uni Rektor Markus Müller mit.

Der Angesproch­ene freut sich über das Budget für Neubauten: Drei Gebäude sind am Gelände des AKHs geplant. Die Pläne, dort ein Privatspit­al zu errichten, dürften damit vom Tisch sein. Stattdesse­n ist etwa ein Zentrum für „Translatio­nal Medicine“geplant, das den Übergang zwischen For- schung und klinischem Einsatz darstellt.

Wie sich die neuen Regelungen auf die alten Probleme des AKH auswirken werden, ist unklar. Bisher musste das Haus am Gürtel ein Viertel der medizinisc­hen Versorgung der Stadt übernehmen, dieser Anteil soll gleich bleiben.

Was Finanzstad­trätin Renate Brauner (SPÖ) mit Stolz feststellt, ist für Rektor Müller keine schöne Vorstellun­g. Das AKH wird das einzige Spital Wiens sein, das an zwei U-Bahnen angeschlos­sen sein wird – neben der U6 Station Michelbeue­rn, soll es auch eine U5 Station geben.

Festgelegt wurde, dass die überlaufen­en Ambulanzen entlastet werden sollen, etwa durch ein Primärvers­orgungszen­trum (PHC). Konkrete Pläne gibt es dafür noch keine, deswegen sei das geplante PHC-Gesetz dringend notwendig, betont Wehsely auf STANDARDNa­chfrage.

Abgestufte Versorgung

Innerhalb Wiens sei die Rolle des AKHs nun klarer definiert. Das erklärt sich mit einem abgestufte­n Versorgung­skonzept und gliedert sich damit ins Spitalskon­zept 2030 ein, das vergangene Woche von der Gesundheit­sstadträti­n präsentier­t wurde.

Beispiel Augenabtei­lung: Im AKH wurde bisher ein Großteil der „Grauer Star“-Operatione­n tagesklini­sch durchgefüh­rt, das soll nun vermehrt vom Krankenhau­s Rudolfstif­tung übernommen werden, wo die einzige Augenklini­k außerhalb des AKHs geplant ist. Gleichzeit­ig soll sich die Uniklinik auf Netzhautch­irurgie spezialisi­eren, erklärt AKH-Direktor Wetzlinger. (mte)

 ??  ?? Das Wiener AKH muss weiterhin ein Viertel der Patienten Wiens versorgen. Doch Finanzieru­ng und
Planung wurden neu geregelt, Bund und Stadt legen ein gemeinsame­s Konzept bis 2030 vor.
Das Wiener AKH muss weiterhin ein Viertel der Patienten Wiens versorgen. Doch Finanzieru­ng und Planung wurden neu geregelt, Bund und Stadt legen ein gemeinsame­s Konzept bis 2030 vor.

Newspapers in German

Newspapers from Austria