Stark im Austeilen, schwach im Einstecken
Im Sommer 2015 wurde Donald Trump bei einer TV-Debatte von Megyn Kelly in die Mangel genommen. Nun weigert sich der Tycoon, sich ein weiteres Mal den unbequemen Fragen der Moderatorin zu stellen.
Eigentlich ist Fox News der Haussender der Konservativen, ein Kanal, dessen Kommentatoren selten ein Hehl daraus machen, dass sie die Weltsicht republikanischer Politiker teilen. Glenn Beck, der Fernsehprediger der Tea Party, durfte dort eine Weile für die rechte Rebellenbewegung trommeln, die schrille Sarah Palin hatte eine Zeitlang ihre eigene Show, und wenn Fox-Reporter auf Pressekonferenzen des demokratischen Präsidenten Barack Obama zu Wort kommen, geht es scharf und bisweilen polemisch zur Sache. Man könnte also meinen, es handelte sich um eine Ente, wenn es nun heißt, dass Donald Trump eine von Fox veranstaltete TV-Debatte boykottieren will. Ausgerechnet die letzte, bevor in Iowa der Marathon der Vorwahlen beginnt.
„Fette Säue und Schlampen“
Vordergründig dreht sich der Streit um Megyn Kelly, die Starmoderatorin, die am Donnerstag zu dem Trio gehört, das den republikanischen Kandidaten die Fragen stellen wird. Für Trump ist die 45-Jährige eine Art journalistische Nemesis, seit sie ihn im August 2015 daran erinnerte, Frauen als „fette Säue“und „Schlampen“beschimpft zu haben. Seitdem mag Trump Kelly nicht mehr: Ein Leichtgewicht, eine drittklassige Reporterin, „sie behandelt mich nicht mit der gebotenen Fairness“, poltert er.
Sollte Fox sie nicht ersetzen, verzichte er auf eine DebattenTeilnahme. „Lasst sie ohne mich diskutieren. Mal sehen, wie sich das auf ihre Einschaltquoten auswirkt und wie viel Geld Fox macht, wenn ich nicht dabei bin.“
Womöglich tritt der New Yorker Tycoon nun zeitgleich bei einer Spendengala für verwundete Kriegsveteranen auf, bei einem Konkurrenzsender. Möglich ist auch, dass sich die Kontroverse doch noch als Sturm im Wasserglas entpuppt und beide Seiten in letzter Minute einlenken.
Jedenfalls hat der milliardenschwere Provokateur erneut geschafft, was ihm seit Monaten im- mer wieder perfekt gelingt: Einmal mehr steht er unangefochten im Mittelpunkt des Medieninteresses, einmal mehr lässt sein Gedröhn leisere Rivalen wie Jeb Bush, Marco Rubio oder John Kasich wie Statisten aussehen. Und auch Roger Ailes, Chef des FoxNetzwerks, versucht die Gunst der Stunde zu nutzen: Denn ein Showdown bedeutet, dass man vom Hype um Trump profitiert.
An Kelly jedenfalls sei nicht zu rütteln, sagt Ailes, „es überrascht uns, dass er so viel Angst vor der Aussicht hat, von ihr befragt zu werden“.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Kandidat ein TV-Duell auslässt: 1980 entschied Ronald Reagan, seinem Kontrahenten George Bush sen. in Iowa aus dem Weg zu gehen, was letztlich aber nichts an Reagans Gesamtsieg änderte. 2000 war es Bushs Sohn George W., der mehrere Debatten ignorierte.
Im Falle Trumps allerdings geht es um mehr als bloß um taktisches Geplänkel. Zu beobachten ist ein autoritärer Geschäftsmann, dem selten jemand widerspricht und der schnell rabiat wird, wenn ihm die Kontrolle entgleitet.
Eingezäunte Journalisten
Einmal ließ Trump einen Reporter des spanischsprachigen Senders Univision von einem Leibwächter aus dem Saal schubsen, weil er nach Trumps Plänen zum Mauerbau an der Grenze zu Mexiko gefragt hatte.
Wer über Wahlveranstaltungen berichten will, muss sich in einem besonderen Bereich aufhalten, am Ende, in der Mitte, in einer Ecke der jeweiligen Arena, wo auch immer, jedenfalls von Absperrgittern umgeben. Andere Bewerber halten es ähnlich, nur achtet Trumps Pressestab wirklich mit Argusaugen darauf, dass man den Medien-„Käfig“nicht auch nur für eine Minute verlässt, etwa um mit Wählern zu reden.
Von Kontrollwahn spricht auch Megyn Kelly. Ihre Revanche: Zwei Abende vor der Debatte holte sie Michael Moore, den linken Filmemacher, als Gast in ihre Show. Der saß zum letzten Mal 2009 bei Fox im Studio. pKommentar: