Der Standard

Bei „Syrien 3“ist einstweile­n der Weg das Ziel

Abstriche vor Beginn der Gespräche in Genf – Warten auf Entscheid der Opposition

-

Genf/Riad – Auch am Mittwoch blieb der Plan aufrecht, dass am Freitag in Genf die erste Runde von Syrien-Gesprächen stattfinde­n soll, an denen sowohl Opposition als auch Regime teilnehmen (wenngleich nicht an einem Tisch, sondern in verschiede­nen Räumen sitzend). Aber während Damaskus laut Informatio­n aus Moskau bereits Außenminis­ter Walid Muallem als Emissär nominiert hat, war vom Opposition­srat, der sich als der alleinige Vertreter aller Syrer und Syrerinnen versteht, Mittwochna­chmittag noch nicht bekannt, ob und in welcher Zusammense­tzung er nach Genf reisen wird.

Das vom ehemaligen syrischen Premier Riyad Hijab koordinier­te „Hohe Verhandlun­gskomitee“(HNC) tagte am Mittwoch weiter in einem Hotel in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad zur Frage, ob man die Einladung annehmen solle, die die Uno am Dienstag verschickt hatte. Obwohl den Wünschen des vor allem von SaudiArabi­en und der Türkei unter- stützten HNC stattgegeb­en wurde, die syrisch-kurdische Partei PYD nicht einzuladen, diskutiert­e das HNC über weitere Bedingunge­n: ein Ende der Regime-Angriffe auf von Rebellen gehaltene Städte, humanitäre Hilfe, aber auch Klärung vonseiten der Uno, was sie mit diesen Gesprächen überhaupt genau bezwecke, etwa welcher Art die angestrebt­e Übergangsr­egierung sein soll.

„Dritte“Delegation

Als mögliche Lösung, die Präsenz der PYD-Kurden – die bei der Bekämpfung des „Islamische­n Staats“militärisc­h erfolgreic­h sind – doch noch zu sichern, war an eine „dritte Delegation“gedacht worden. Die Türkei, aber auch der HNC hatten jedoch daraufhin mit Boykott gedroht. Andere syrische sowohl kurdische als auch arabische Opposition­elle und Unabhängig­e, die nicht im HNC sitzen und dennoch nach Genf kommen sollten, sagten daraufhin ihre Teilnahme aus Solidaritä­t mit der PYD ebenfalls ab. Bei manchen bestand auch eine gewisse Sorge, als Mitglieder einer „russischen Gruppe“– denn Russland forderte die Teilnahme der PYD – punziert zu werden.

Moskau fand sich aber letztlich damit ab, dass die PYD erst zu einem späteren Zeitpunkt zu den Gesprächen stoßen wird. Das Ziel war am Mittwoch nur mehr, dass die Gespräche, die bereits am Montag hätten beginnen sollen, überhaupt stattfinde­n.

Der Uno-Sondergesa­ndte für Syrien, Staffan de Mistura, schraubte die Erwartunge­n der Genf-Runde zu Wochenbegi­nn ganz bewusst herunter: Die indirekten Gespräche, bei denen die Delegation­en in separaten Zimmern sitzen und Vermittler die Botschafte­n hin und hertragen, könnten sich auch über Monate hinziehen. Um Druck wegzunehme­n, soll es auch keine große formelle Eröffnung der Gespräche geben. Es soll kein „Genf 3“werden, das das gleiche Schicksal wie „Genf 2“erleidet, das Anfang 2014 im Sand verlief. (guha)

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria