Der Standard

Richtungss­treit in FPÖ um Hofburg-Wahl

Parteiinte­rner Widerstand gegen Stenzel – Hofer offenbar zu Kandidatur bereit

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Wien – Offenbar hat die FPÖ lange und intensiv diskutiert – und mehrmals die Varianten gedreht und gewendet. Bis zuletzt waren mehrere Kandidaten im Spiel, eine Entscheidu­ng über die optimale Lösung für die Präsidents­chaftskand­idatur 2016 sollte schließlic­h Mittwochab­end fallen. Die besten Karten hatte lange Ursula Stenzel, die auch selbst wollte. Das Blatt könnte sich aber gedreht haben, zu einem, der eigentlich gar nicht wollte und dies auch klar deponiert hatte.

Norbert Hofer, seit Oktober 2013 Dritter Nationalra­tspräsiden­t für die FPÖ, hatte mehrmals abgelehnt und dies unterschie­dlich begründet. Zum einen fühlte er sich mit seinen 44 Jahren zu jung für das Amt, wie er sagte, zum anderen sei er durch seine körperlich­e Behinderun­g so beeinträch­tigt, dass er sich die Strapazen eines Wahlkampfs nicht antun wollte. Bei einem Flugunfall hatte er sich 2003 schwere Wirbelsäul­enverletzu­ngen zugezogen. Mittwochna­chmittag hieß es dann aber, Hofer habe sich doch bereiterkl­ärt.

Gegen Stenzel gab es offenbar innerhalb der Partei Vorbehalte. Zum einen deshalb, weil sie noch nicht lange genug bei der FPÖ sei. Stenzel war erst im vergangene­n Jahr im Zuge der Wiener Gemeindera­tswahl von der ÖVP zur FPÖ gewechselt und hatte als Kandidatin für die Bezirksvor­stehung in der Inneren Stadt kandidiert. Bezirksvor­steherin wurde sie allerdings nicht mehr, dafür zog sie für die FPÖ in den Gemeindera­t ein.

Gender-Gap

Was noch gegen Stenzel gesprochen haben könnte, offenbart eine Analyse der freiheitli­chen Wählerstru­ktur. Mehr als alle anderen Parteien weist die FPÖ den größten Gender-Gap von 13 Prozentpun­kten auf: Laut dem sozialwiss­enschaftli­chen Institut Sora entfielen bei der letzten Nationalra­tswahl 2013 29 Prozent der gültigen Stimmen von Männern auf die FPÖ, aber nur 16 Prozent von Frauen. Was dafür sprechen könnte, die überwiegen­d männlichen Wähler mit einem männlichen Kandidaten zu bedienen.

Stenzel hat sich zwar als EUAbgeordn­ete und Delegation­sleiterin der ÖVP sowie als streitbare Bezirksvor­steherin einen Namen gemacht, dennoch gab es in der Partei Skepsis, ob es ihr gelingen könnte, bei der Bundespräs­identenwah­l das freiheitli­che Potenzial auszuschöp­fen.

Die Präsentati­on ist jedenfalls für Donnerstag geplant, noch ehe sich Strache Richtung Mailand aufmacht, um an einem Treffen der europäisch­en Rechtspart­eien teilzunehm­en.

In jüngsten Umfragen waren die Chancen der FPÖ mit einem damals noch unbekannte­n HofburgKan­didaten mit etwa 13 Prozent bewertet worden. Eine dynamische Kampagne, so die Hoffnung der Parteiführ­ung, könnte einen FPÖ-Kandidaten aber durchaus in die Stichwahl befördern. Die Parteistra­tegen träumen von einem direkten Match gegen den Grünenkand­idaten Alexander Van der Bellen. Die Demütigung, die man den beiden Koalitions­partnern SPÖ und ÖVP beifügen könnte, indem man deren Kandidaten im ersten Durchlauf am 24. April aus dem Rennen kickt, könnte, so das Kalkül der FPÖ, durchaus auch auf kommende Wahlgänge ausstrahle­n. Zumal mit der Flüchtling­skrise nach wie vor ein Thema hochaktuel­l ist, das der FPÖ in die Hände spielt. (völ)

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Fotos: APA/Schlager, APA/Fohringer Innerhalb der FPÖ wurde lange um die geeignete Lösung für die Präsidents­chaftskand­idatur gerungen. Der fast sicheren Lösung mit Ursula Stenzel kam noch Norbert Hofer dazwischen.

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