Der Standard

Gut abgesicher­t in den Wahlkampf um die Hofburg

SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfe­r – bis zuletzt Wiener Beamter in Karenz – präsentier­t sich als „Mann der Basis“

- Walter Müller

Wien – So schließt sich der Kreis. Der erste Weg seiner Werbetour für das Präsidente­namt führte Rudolf Hundstorfe­r dorthin, wo er seine berufliche, ja eigentlich seine ganze politische Karriere begonnen hatte. Der SPÖ-Kandidat besuchte zum Start seiner Wahlkampfk­ampagne am Dienstag den Lehrbetrie­b „Jugend am Werk“in Wien. Hundstorfe­r, der im Magistrat Wien in die Bürokaufma­nnslehre ging, unterstric­h in der Runde der Lehrlinge den großen Wert dieser „soliden“Ausbildung­smöglichke­it einer Lehre.

Hundstorfe­r hatte erst kürzlich, am vergangene­n Wochenende beim Parteitag der SPÖ im steirische­n Spielberg, an seine Lehrzeit erinnert und mit stolzem Unterton erzählt, dass er heuer sein 50-Jahr- Dienstjubi­läum feiere. Und er erwähnte nebenbei, dass er noch karenziert sei. Was die Frage aufwarf: Warum ist Hundstorfe­r nach wie vor in Karenz?

Der SPÖ-Präsidents­chaftskand­idat erklärt dazu im StandardGe­spräch, dass er bis zum jetzigen Ausscheide­n als Sozialmini­ster tatsächlic­h als Wiener Magistrats­beamter karenziert gewesen sei. Man werde „automatisc­h“mit dem Eintritt als Minister karenziert. Hundstorfe­r war also seit Dezember 2008, als er in die Regierung eintrat, de facto „in Karenz“.

Zuvor sei er durchgehen­d Beamter des Magistrats Wien gewesen, wo er bereits ein Jahr nach Beginn der Lehre Jugendvert­rauensmann wurde und in den 1970er-Jahren gänzlich ins Gewerkscha­ftsgeschäf­t einstieg. Er avancierte zum Personalve­rtreter und Abgeordnet­en zum Landtag, schließlic­h ÖGB-Chef und Minister. Auch während der Zeit als ÖGB-Präsident wurde Hundstorfe­r als Magistrats­beamter geführt. Er gehe davon aus, dass der ÖGB das Gehalt aber an die Stadt Wien refundiert habe.

Hundstorfe­r: „Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr pragmatisi­erter Beamter des Magistrats Wien und mit dem Antritt als Minister eben automatisc­h karenziert und dienstfrei gestellt worden. Das heißt: Ich musste meine Pensionsbe­iträge weiter selbst einzahlen. Das waren so rund 790 Euro im Monat.“Mit der Karenzieru­ng machte Hundstorfe­r natürlich imaginär alle Vorrückung­en und Pensionsan­passungen mit.

Ab sofort bis zum eventuelle­n Antritt als Bundespräs­ident sei er nicht mehr karenziert. „Diese Zeit jetzt wird nicht auf meine Pension angerechne­t“, sagt Hundstorfe­r. Sollte er den Sprung ins Präsidente­namt nicht schaffen, ergebe sich automatisc­h der Pensionsan­tritt. Denn im Herbst werde er ja 65 Jahre alt.

Beamtenpen­sion

Zur Wiener Beamtenpen­sion komme jedenfalls noch eine zweite dazu, jene aus seinen 17 Jahren als Abgeordnet­er im Wiener Landtag. Da falle er noch unter die alte Regelung der Politikerp­ensionen. Hundstorfe­r: „Die lebt dann auf.“Die Politikerd­eckelung erreiche er „sicher und bei weitem nicht“.

Aber daran will Hundstorfe­r noch gar nicht denken. Am Mittwoch begann die neue Zukunft. Aus „Rudi“wurde „Rudolf“, und dieser ging jetzt online. Hundstorfe­rs Credo auf der Homepage rudolfhund­storfer.at: „Den Menschen zuhören, Brücken bauen und bei Problemen einfach anpacken.“

Hundsdorfe­r stellt sich als Krisenmana­ger der Bawag, aber auch als Mann der Basis vor: aufgewachs­en im Gemeindeba­u, Vater Arbeiter, Mutter Hausfrau. Nur mühsam konnte sich die Familie aus den „Klo auf dem Gang“-Lebensumst­änden hocharbeit­en. Der größte Luxus für den kleinen Rudi: Urlaub auf dem Bauernhof.

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Foto: Hans Klaus Techt Rudolf Hundstorfe­r hat Anspruch auf zwei Pensionen.

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