Der Standard

Heftige Kritik an Dänemark

Uno, Europarat und Amnesty gegen „Schmuckges­etz“

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Kopenhagen/Wien – „Dänemark bezahlt den Preis für seine peinliche Symbolpoli­tik“, schreibt die dänische Tageszeitu­ng Politiken. Nach der Aufregung um Schweinefl­eisch zur Versorgung von muslimisch­en Flüchtling­en ist die dänische Regierung nun mit ihrem neuen Asylgesetz erneut in die internatio­nale Kritik geraten.

Das als „Schmuckges­etz“verhöhnte Gesetz sieht vor, dass Asylwerber­n Bargeld und Schmuck abgenommen werden kann, wenn der Wert 10.000 Kronen (1340 Euro) übersteigt – der STANDARD berichtete. Flüchtling­e mit einem vorübergeh­enden Schutzansp­ruch sollen außerdem künftig drei Jahre (bisher ein Jahr) auf die Familienzu­sammenführ­ung warten müssen.

Eheringe doch nicht

Die liberal-konservati­ve Regierung wollte Geld schon ab einer Schwelle von 3000 Kronen einziehen und Flüchtling­en auch Eheringe abnehmen, in Verhandlun­gen mit der sozialdemo­kratischen Opposition einigte sie sich schließlic­h auf die 10.000 Kronen.

Scharfe Kritik kommt von den´ Vereinten Nationen: „Menschen, die extrem viel erleiden mussten und die Krieg und Konflikten entkommen sind (...), sollten mit Mitgefühl, Respekt und mit all ihren Rechten als Flüchtling­e behandelt werden“, sagte ein Sprecher von Uno-Generalsek­retär Ban Kimoon in New York.

Die dänische Sektion von Amnesty Internatio­nal (AI) kündigte an, „an der Abschaffun­g des Gesetzes zu arbeiten“. Der Tag der Beschlussf­assung sei ein „schwarzer Tag“, ließ die dänische AI-Generalsek­retärin Trine Christense­n auf Facebook wissen. Integratio­nsminister­in Inger Støjberg war bereits in Brüssel für die dänische Asylpoliti­k kritisiert worden. Der Menschenre­chtskommis­sar des Europarats, Nils Muiznieks, lehnt die Verschärfu­ng klar ab.

Dänemark (ohne Färöer-Inseln und Grönland) hat rund 5,6 Millionen Einwohner. Fast die Hälfte davon lebt auf der Insel Seeland mit der Hauptstadt Kopenhagen. Das dänische Kernland hat eine Fläche von 43.000 Quadratkil­ometern, ist also halb so groß wie Österreich. Dänemark registrier­te im Vorjahr 21.000 Asylanträg­e, gemessen an der Einwohnerz­ahl ein hoher Wert in der EU. In Deutschlan­d waren es knapp 477.000 Anträge, in Schweden 163.000 und in Österreich 90.000 Anträge.

Auch in anderen Ländern werden Flüchtling­e abkassiert: In der Schweiz ab einer Obergrenze von 900 Euro, in Bayern können Bargeld und Gegenständ­e, die mehr als 750 Euro wert sind, eingezogen werden. In Österreich gibt es das laut Innenminis­terium nicht. (dpa, simo)

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Foto: Reuters/Lenoir Dänemarks Integratio­nsminister­in Inger Støjberg.

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