Zinstief: Flaute bei Wohnbauanleihen
Wohnbaubanken verzeichneten 2015 mit rund 320 Millionen Euro ein deutlich geringeres Emissionsvolumen als in den Vorjahren. Ein Viertel davon schaffte die s Wohnbaubank, die für heuer eine Besserung erhofft.
Wohnbauanleihen waren im Vorjahr für Anleger weitaus weniger attraktiv als in den Jahren davor: Bei der s Wohnbaubank, die zu den größten heimischen Emittenten zählt, schätzt man das kumulierte Emissionsvolumen der sechs heimischen Wohnbaubanken im Vorjahr auf rund 320 Millionen Euro. Etwa ein Viertel davon, 81,8 Millionen Euro, konnte die s Wohnbaubank verzeichnen.
Geschäftsführer Ernst Karner hatte zwar schon im Lauf des Jahres mit einem starken Einbruch auf 100 Millionen Euro gerechnet – dass es letztendlich noch weniger wurde, überraschte aber dann doch, auch deshalb, weil man bereits 2014 trotz des damals schon bestehenden Niedrigzinsumfeldes mit 212,5 Millionen Euro den Wert von 2013 (216 Mio.) halten konnte.
Im Herbst 2015 lag man aber erst bei etwa zehn bis 15 Millionen Euro, so Karner. Erst durch die Auflage der „KMU s Wohnbauanleihe“konnte noch ein halbwegs akzeptables Ergebnis eingefahren werden. Diese Wohnbauanleihe richtet sich vor allem an Selbstständige, die damit den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag ausnützen können. Auch andere Institute brachten ganz ähnliche Produkte auf den Markt.
Jahresbeginn lässt hoffen
Die Laufzeit dieser Anleihe beträgt zehn Jahre. Die Verzinsung beginnt bei 0,40 Prozent und steigt nach vier Jahren auf 1,40 Prozent. Anleihen mit einer derart langen Laufzeit will derzeit aber kaum jemand zeichnen, „weil die Zinsen ja bald steigen könnten“, so Karner. Dennoch hält er für heuer wieder eine Steigerung auf mehr als 100 Millionen Euro an Emissionsvolumen für möglich, „das wird bei diesem Zinsniveau aber sehr schwer“.
Immerhin habe sich zu Jahresbeginn die Absatzsituation bereits verbessert, in den ersten drei Wochen 2016 seien zehn Millionen Euro abgesetzt worden. Auch das hänge mit dem niedrigen Zinsniveau zusam- men, glaubt Karner – und mit der Aussicht, dass die Zinsen auch weiterhin unten bleiben werden. „Schön langsam gewöhnen sich die Menschen an die niedrigen Sparzinsen, und damit steigt auch wieder das Interesse an Wohnbauanleihen.“Der gesamte Ausleihungsbestand betrug bei der s Wohnbaubank Ende Dezember 1,818 Milliarden Euro, ein Minus von sieben Prozent gegenüber dem Jahresende 2014.
Das Geld, das über diese Anleihen hereinfließt, wird laut Schmidinger „zu hundert Prozent“in freifinanzierte Mietwohnungen investiert. Die jüngsten beiden Wohnbauvorhaben, die so finanziert wurden, stammen von der gemeinsam mit dem Siedlungswerk (ÖSW) gegründeten Tochter Erste ÖSW und befinden sich in der Brünner Straße und der Bessemerstraße, beide in Wien-Floridsdorf gelegen. Laut Karners Vorstandskollege Josef Schmidinger wurde dabei darauf geachtet, die Wohnungen möglichst günstig zu machen, „denn der Wohnungsmarkt macht derzeit nicht das, was wir erwarten“. Gerade im Bereich bis 600 Euro Bruttomiete gäbe es de facto „kein Angebot“. In den beiden Häusern mit insgesamt 89 Wohneinheiten habe man aber Bruttomieten von neun Euro pro Quadratmeter geschafft, was eine monatli- che Belastung von 540 Euro für eine 60-m²Wohnung bedeute. Die Baukosten lagen bei etwa 1700 Euro je Quadratmeter. Gebaut wurde streng nach Bauordnung, ohne Wohnbauförderung. Damit gewinne man „keinen Architekturpreis“, so Schmidinger. „Aber die Wohnungen waren sofort weg.“