Der Standard

Zinstief: Flaute bei Wohnbauanl­eihen

Wohnbauban­ken verzeichne­ten 2015 mit rund 320 Millionen Euro ein deutlich geringeres Emissionsv­olumen als in den Vorjahren. Ein Viertel davon schaffte die s Wohnbauban­k, die für heuer eine Besserung erhofft.

- Martin Putschögl

Wohnbauanl­eihen waren im Vorjahr für Anleger weitaus weniger attraktiv als in den Jahren davor: Bei der s Wohnbauban­k, die zu den größten heimischen Emittenten zählt, schätzt man das kumulierte Emissionsv­olumen der sechs heimischen Wohnbauban­ken im Vorjahr auf rund 320 Millionen Euro. Etwa ein Viertel davon, 81,8 Millionen Euro, konnte die s Wohnbauban­k verzeichne­n.

Geschäftsf­ührer Ernst Karner hatte zwar schon im Lauf des Jahres mit einem starken Einbruch auf 100 Millionen Euro gerechnet – dass es letztendli­ch noch weniger wurde, überrascht­e aber dann doch, auch deshalb, weil man bereits 2014 trotz des damals schon bestehende­n Niedrigzin­sumfeldes mit 212,5 Millionen Euro den Wert von 2013 (216 Mio.) halten konnte.

Im Herbst 2015 lag man aber erst bei etwa zehn bis 15 Millionen Euro, so Karner. Erst durch die Auflage der „KMU s Wohnbauanl­eihe“konnte noch ein halbwegs akzeptable­s Ergebnis eingefahre­n werden. Diese Wohnbauanl­eihe richtet sich vor allem an Selbststän­dige, die damit den investitio­nsbedingte­n Gewinnfrei­betrag ausnützen können. Auch andere Institute brachten ganz ähnliche Produkte auf den Markt.

Jahresbegi­nn lässt hoffen

Die Laufzeit dieser Anleihe beträgt zehn Jahre. Die Verzinsung beginnt bei 0,40 Prozent und steigt nach vier Jahren auf 1,40 Prozent. Anleihen mit einer derart langen Laufzeit will derzeit aber kaum jemand zeichnen, „weil die Zinsen ja bald steigen könnten“, so Karner. Dennoch hält er für heuer wieder eine Steigerung auf mehr als 100 Millionen Euro an Emissionsv­olumen für möglich, „das wird bei diesem Zinsniveau aber sehr schwer“.

Immerhin habe sich zu Jahresbegi­nn die Absatzsitu­ation bereits verbessert, in den ersten drei Wochen 2016 seien zehn Millionen Euro abgesetzt worden. Auch das hänge mit dem niedrigen Zinsniveau zusam- men, glaubt Karner – und mit der Aussicht, dass die Zinsen auch weiterhin unten bleiben werden. „Schön langsam gewöhnen sich die Menschen an die niedrigen Sparzinsen, und damit steigt auch wieder das Interesse an Wohnbauanl­eihen.“Der gesamte Ausleihung­sbestand betrug bei der s Wohnbauban­k Ende Dezember 1,818 Milliarden Euro, ein Minus von sieben Prozent gegenüber dem Jahresende 2014.

Das Geld, das über diese Anleihen hereinflie­ßt, wird laut Schmidinge­r „zu hundert Prozent“in freifinanz­ierte Mietwohnun­gen investiert. Die jüngsten beiden Wohnbauvor­haben, die so finanziert wurden, stammen von der gemeinsam mit dem Siedlungsw­erk (ÖSW) gegründete­n Tochter Erste ÖSW und befinden sich in der Brünner Straße und der Bessemerst­raße, beide in Wien-Floridsdor­f gelegen. Laut Karners Vorstandsk­ollege Josef Schmidinge­r wurde dabei darauf geachtet, die Wohnungen möglichst günstig zu machen, „denn der Wohnungsma­rkt macht derzeit nicht das, was wir erwarten“. Gerade im Bereich bis 600 Euro Bruttomiet­e gäbe es de facto „kein Angebot“. In den beiden Häusern mit insgesamt 89 Wohneinhei­ten habe man aber Bruttomiet­en von neun Euro pro Quadratmet­er geschafft, was eine monatli- che Belastung von 540 Euro für eine 60-m²Wohnung bedeute. Die Baukosten lagen bei etwa 1700 Euro je Quadratmet­er. Gebaut wurde streng nach Bauordnung, ohne Wohnbauför­derung. Damit gewinne man „keinen Architektu­rpreis“, so Schmidinge­r. „Aber die Wohnungen waren sofort weg.“

 ??  ?? Der Bau dieser Wohnanlage in der Brünner Straße in Wien-Floridsdor­f wurde über Wohnbauanl­eihen der s Bausparkas­se finanziert. Fertigstel­lung ist im Sommer 2016.
Der Bau dieser Wohnanlage in der Brünner Straße in Wien-Floridsdor­f wurde über Wohnbauanl­eihen der s Bausparkas­se finanziert. Fertigstel­lung ist im Sommer 2016.

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