Zuckerhersteller werden mit Klagen überzogen
Süßwarenindustrie fordert Schadenersatz
Berlin – Ihre dunkle Vergangenheit lässt die deutschen Zuckerhersteller nicht mehr los. Zumindest jene unter ihnen nicht, die im Jahr 2014 wegen der Bildung eines Preiskartells mit Millionenstrafen belegt worden waren. Immer mehr Schoko-, Fruchtgummi-, Lebkuchen-, Bonbonproduzenten und weitere enge Freunde der deutschen Zahnärzteschaft fordern von den ehemaligen Mitgliedern des Zuckersyndikats Schadenersatz.
Wie das Handelsblatt am Mittwoch berichtete, sollen inzwischen 31 Unternehmen entsprechende Klagen eingereicht haben. Die Forderungen summieren sich dabei auf insgesamt 315 Millionen Euro.
315 Millionen Euro Schadenersatz
Ein Blick zurück: Das deutsche Bundeskartellamt hatte Südzucker, Nordzucker und Pfeifer & Langen im Februar 2014 mit Bußgeldern in Höhe von 280 Millionen Euro belegt. Die Zuckerhersteller sollen dem Kartellamt zufolge teils mit Beginn Mitte der 90er-Jahre bis 2009 Preise abgesprochen haben. Auf Südzucker entfiel der Löwenanteil der Strafgelder.
Der Mannheimer Konzern ist einer der größten Zuckerproduzenten der Welt. Das Unternehmen hält auch eine Beteiligung am österreichischen Lebensmittelproduzenten Agrana.
Auf die Spur des Kartells waren die Wettbewerbswächter nach eigenen Angaben zufällig gestoßen, als sie ein Fusionsvorhaben in der Branche prüften. Die Zuckerhersteller unterhielten ein Gebietskartell. Dabei vereinbarten sie im Wesentlichen untereinander, keine Lieferungen außerhalb ihres angestammten Gebietes zu tätigen. Zuckermengen seien eher ins Ausland exportiert worden, als dass sie an Kunden im Gebiet der Wettbewerber abgesetzt worden seien, hieß es vom deutschen Kartellamt zu dem Fall.
Bonbonhersteller schlagen zurück
Als Folge der Absprachen bezahlten diverse Süßwarenhersteller zu hohe Preise. Bereits im vergangenen Jahr haben unter anderem der Lebensmittelriese Nestle, die Süßwarenfirma Lambertz, die Joghurthersteller Bauer und Ehrmann, der Bonbonhersteller Vivil sowie der Konfitürenproduzent Zentis Klagen gegen die Beteiligten am Kartell eingereicht.
Laut Handelsblatt startet am Freitag der Prozess des Fruchtgummiproduzenten Katjes am Landgericht Mannheim. Allein in diesem Fall gehe es um 37 Millionen Euro Schadenersatz. (Reuters, red)