Der Standard

Kampagne gegen Vergleich

IKG startete eine Kampagne gegen das Leopold-Museum

-

Wien – Geht es um die Erhöhung der Subvention oder die jüngst eingeforde­rte Bundeshaft­ung, dann will das Leopold-Museum (LM) wie eine Bundesinst­itution behandelt werden. Beim Thema Restitutio­n pocht man hingegen auf eine Sonderroll­e: Als Privatstif­tung sei man nicht verpflicht­et und tue das nur aus moralische­n Gründen, betonte jetzt auch HansPeter Wipplinger im Interview mit der Wiener Zeitung (27. 1.).

Wer eine Gleichstel­lung beanspruch­e, müsse auch damit verbundene Pflichten erfüllen, beanstande­t die Israelitis­che Kultusgeme­inde (IKG) dagegen, eine Kritik, die nun im Mittelpunk­t einer Kampagne steht: Am 17. Jänner beging die Erbin nach Karl Mayländer ihren 95. Geburtstag. Seither verschickt die IKG täglich zumindest eine kurze Presseauss­endung – etwa sei die Einbehaltu­ng der Kunstwerke aus der Sammlung Mayländer seitens des LM „so ‚gerecht und fair‘ wie die Entziehung während der Nazi-Zeit“.

Zum besseren Verständni­s: 2010 entschied die MichalekKo­mmission, das Bundeskuns­trückgabeg­esetz wäre anwendbar, fünf Werke Egon Schieles aus dem Bestand seien zu restituier­en, eine Einschätzu­ng, der der Kunstrückg­abebeirat 2011 folgte, als es um in der Albertina verwahrte SchieleWer­ke gleicher Provenienz ging. Diese fünf Schiele-Arbeiten wurden längst restituier­t. Anders jedoch die seit 1994 im LM-Fundus befindlich­en Blätter, die Leopold von Mayländers Lebensgefä­hrtin Etelka Hofmann (1960/61), Serge Sabarsky und Sotheby’s (1978) erworben hat.

Offiziell hat das LM ein Vergleichs­angebot vorgelegt, „die Ge- spräche mit den Erbenvertr­etern haben bisher allerdings noch keinen positiven Abschluss gefunden“. Konkret geht es um eine Abschlagsz­ahlung in unbekannte­r Höhe, die über ein aus Verkäufen (2011, 2013) genährtes Budget finanziert würde. „Wir sind hier nicht auf einem Basar“, betont Erika Jakubovits auf STANDARDAn­frage. Sie unterstütz­t die Position der Erben, die offenbar auf Naturalres­titution beharren.

Dass Familie Leopold der einstigen Michalek-Entscheidu­ng kritisch gegenübers­teht, ist kein Geheimnis. In einem Kurier- Interview erklärte Diethard Leopold 2015, dass „ein Vergleich sogar ungerecht wäre“, denn „der jüdische Eigentümer Karl Mayländer“habe die Kunstwerke „seiner nichtjüdis­chen Freundin Etelka Hofmann“geschenkt. (kron)

 ?? Foto: Leopold-Museum Wien ?? Zu restituier­en: Schieles „Selbst
bildnis mit Ärmelschon­ern“.
Hollywood
Kopenhagen
Foto: Leopold-Museum Wien Zu restituier­en: Schieles „Selbst bildnis mit Ärmelschon­ern“. Hollywood Kopenhagen

Newspapers in German

Newspapers from Austria