Der Standard

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Debatte gerechtfer­tigt

Betrifft: Berichters­tattung über die Flüchtling­sobergrenz­e Eine offene Diskussion über Höchstgren­zen bei der Aufnahme von Asylwerber­n ist sachlich gerechtfer­tigt und ethisch vertretbar. Die Feststellu­ng des deutschen Bundespräs­identen Joachim Gauck bei seiner Rede in Davos vor dem Weltwirtsc­haftsforum, dass eine politische Begrenzung­sstrategie „moralisch und politisch sogar geboten sein könne, um die Handlungsf­ähigkeit des Staates zu erhalten und um die Unterstütz­ung für eine menschenfr­eundliche Aufnahme der Flüchtling­e zu sichern“, trifft selbstvers­tändlich auch für Österreich zu.

Auch Österreich ist, als eines der wirtschaft­lich leistungsf­ähigsten Länder in Europa, an seine finanziell­en, sozialen und kulturelle­n Belastungs­grenzen gekommen. Bei einer verantwort­lichen Bewältigun­g der Flüchtling­sfrage kann sich eine Regierung deshalb nicht ausschließ­lich von einer idealistis­chen Gesinnungs­ethik leiten lassen, sondern muss sich an einer realistisc­hen Verantwort­ungsethik orientiere­n, welche die gesellscha­ftlich erwartbare­n Folgen dieser Entwicklun­g entspreche­nd berücksich­tigt.

Die Kritik, dass eine solche Begrenzung­spolitik nicht mit christlich­en Werten vereinbar sei, verschließ­t sich vor der Tatsache, dass mit einem unkontroll­ierten Zustrom von Asylwerber­n der ge- samte Staat und auch das Gemeinwohl überforder­t sein würden. Erst recht nicht christlich ist es, wenn in den Heimatländ­ern der Flüchtling­e der Eindruck entsteht, in Österreich werden ihnen paradiesis­che Zustände verheißen, um sie am Ende dann doch zu enttäusche­n. Es müssten deshalb klare Kriterien gesetzt werden, welche Flüchtling­e besonders schutzbedü­rftig sind.

Eine unbegrenzt­e Zuwanderun­g ohne Wahrung der Aufnahmefä­higkeit und der Akzeptanz der Bevölkerun­g würde Integratio­nsfähigkei­t und politische Stabilität unseres Landes massiv untergrabe­n und den Rechtspopu­listen ein noch breiteres Feld überlassen. Helmut Kukacka

Präsident der AG kath. Verbände

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