Der Standard

Gemeiner Wettbewerb

- Eric Frey

Das neue dänische Asylgesetz, das es der Polizei erlaubt, Flüchtling­en Wertsachen und Bargeld abzunehmen, damit sie so zu den Kosten ihres Aufenthalt­s beitragen, hat weltweit Empörung ausgelöst. Zu Recht: Die Ankömmling­e werden damit eines wichtigen Mittels beraubt, sich ein neues Leben aufzubauen.

Aber die dänische Rechtsregi­erung folgt damit nicht nur einem Schweizer Vorbild, sondern auch einer Logik, die fast überall in Europa zur Anwendung kommt: Wenn wir die Flüchtling­sbewegung schon nicht stoppen können, machen wir zumindest das eigene Land möglichst unattrakti­v. ÖVP-Regierungs­vertreter sprechen das auch offen aus.

In Ungarn war das Mittel zur Abschrecku­ng offene Hetze; Österreich setzt hingegen auf Asyl auf Zeit, weniger Familienna­chzug und zumindest auf Ländereben­e auf eine radikale Kürzung der Mindestsic­herung. Und in Deutschlan­d ist Angela Merkels Willkommen­skultur zwar noch immer Regierungs­kurs, doch herrschen wegen der Überforder­ung und der Unfähigkei­t der Behörden vor allem in Berlin humanitär katastroph­ale Zustände.

Nun kennt zwar niemand ein Patentreze­pt für den Umgang mit dem Migrantens­trom. Aber der Weg, sich gegenseiti­g mit Gemeinheit­en zu überbieten, um so die Menschen anderswo hinzulenke­n, ist sicherlich der schlechtes­te. Er zeigt Europa von seiner hässlichst­en Seite und trägt nichts zur Lösung der Flüchtling­skrise bei.

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