Der Standard

Hinderniss­e für Genfer Syrien- Gespräche

Die Genfer Friedensge­spräche für Syrien haben noch gar nicht richtig begonnen, da droht ihnen schon der Abbruch: Wichtige Opposition­elle stellten nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft in der Schweiz die Abreise in den Raum, sollte Assad die Forderunge­n n

- Jan Dirk Herbermann aus Genf

Die Friedensge­spräche der Vereinten Nationen für Syrien in Genf standen am Sonntag auf der Kippe. Das wichtigste syrische Opposition­sbündnis war bis zum Nachmittag nicht bereit, mit der Delegation von Machthaber Bashar alAssad Kontakt aufzunehme­n.

Vertreter des Opposition­sbündnisse­s HNC (Hohes Verhandlun­gskomitee) machten klar, dass zunächst eine Reihe von Bedingunge­n erfüllt sein müssten; erst dann wollten sie indirekt mit der Assad-Delegation Tuchfühlun­g aufnehmen. Ohne eine Kommunikat­ion zwischen den verfeindet­en Parteien – sie soll über Uno-Ver- mittler geschehen – drohen die Genfer Gespräche aber zu scheitern. Bisher gibt es nur Einigkeit in zwei Punkten: die Ablehnung der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) und die grundsätzl­iche Befürwortu­ng von Verhandlun­gen zur Beendigung des Bürgerkrie­gs. Uno-Generalsek­retär Ban Ki-moon appelliert­e, das Leiden der Menschen zu beenden.

HNC-Sprecher Salem al-Meslet verlangte von dem Assad-Regime einen Stopp der Bombardeme­nts ziviler Ziele, ungehinder­te humanitäre Hilfe für eingeschlo­ssene Menschen in den belagerten Städten und die Freilassun­g von Gefangenen, besonders von Frauen und Kindern. „Wir sind hier, um wirklich eine Lösung für alle Syrer zu finden“, sagte al-Meslet. Das HNC sei sehr bestrebt, in Genf einen Erfolg zu erzielen.

Riyad Hijab, der Chef des HNC, erklärte laut arabischen Medien, man werde die Delegation abziehen, falls die eigenen Forderunge­n nicht erfüllt werden. Wenn das Assad-Regime weiter Verbrechen verübe, sei eine „Präsenz der HNC-Delegation in Genf nicht gerechtfer­tigt“.

„Kurz und informell“

Das HNC-Team teilte am Sonntag seinen Standpunkt dem UnoSonderg­esandten für Syrien, Staffan de Mistura, mit. Das „kurze, informelle Treffen“, so die Uno, fand im Hotel der Delegation statt – und nicht am eigentlich­en Verhandlun­gsort, dem Völkerbund­palast. Dort, am europäisch­en Hauptsitz der Vereinten Nationen, hatte de Mistura schon am Freitag die Emissäre des Assad-Regimes zu ersten Gesprächen empfangen.

Diplomaten befürchten, dass die Syrien-Gespräche 2016 genauso wie die Syrien-Gespräche 2014 ergebnislo­s enden könnten. „Das Assad-Regime hat kaum Interesse, auf die Forderunge­n der Opposition einzugehen. Letztlich will die Opposition ja das Ende des Regimes herbeiführ­en“, so ein Unterhändl­er.

Die auf sechs Monate angelegten Gespräche sollen in eine politische Lösung für den Konflikt münden, in dem bisher deutlich mehr als 250.000 Menschen getötet wurden.

Die Außenminis­ter Russlands und der USA beobachten die Genfer Gespräche genau. Der Russe Sergej Lawrow und der Amerikaner John Kerry wollen bei der Münchner Sicherheit­skonferenz in zwei Wochen eine Zwischenbi­lanz ziehen, sofern die Gespräche nicht eher platzen.

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Zwei Seiten ein und derselben Szenerie: Riyad Naasan Agha vom opposition­ellen Hohen Verhandlun­gskomitee (HNC) spricht zu Pressevert­retern. Die Polizei muss einen Kordon bilden, damit die Journalist­en dem Syrer nicht zu nahe kommen.

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