Der Standard

Die Regierung, aber nicht um jeden Preis

Spaniens Sozialiste­nchef Sánchez auf der Suche nach der Zauberform­el für die Macht

- Reiner Wandler aus Madrid

„Ich werde nicht um jeden Preis Regierungs­chef sein“, versuchte PSOE-Generalsek­retär Pedro Sánchez seine Kritiker auf dem Parteitag am Wochenende zu beruhigen. Debattiert wurde, wie und mit wem die Sozialiste­n eine Regierung für Spanien bilden könnten.

Der konservati­ve Partido Popular (PP) des noch amtierende­n Ministerpr­äsidenten Mariano Rajoy verlor am 20. Dezember die absolute Mehrheit klar; er hat keine Bündnispar­tner, auch wenn er versucht, mit den rechtslibe­ralen Ciudadanos – der viertstärk­sten Kraft – ein Abkommen zu schließen. Sánchez könnte trotz des his- torisch schlechtes­ten Ergebnisse­s seines PSOE die Regierung übernehmen. Aber auch er muss Partner finden, sonst drohen bald wieder Neuwahlen.

Pablo Iglesias, Chef der Protestpar­tei Podemos, hat sich für eine „Regierung des Wandels“angeboten. Er fordert ein großzügige­s Sozialprog­ramm und die Rücknahme der härtesten Sparauflag­en. Er will Vizepremie­r werden; das Kabinett müsse proportion­al zum Wahlergebn­is besetzt werden.

Podemos liegt knapp hinter dem PSOE. Die beiden sowie die postkommun­istische Vereinigte Linke kommen auf 161 der benötigten 176 Stimmen; mehr Unterstütz­er müssen her. Doch dafür kommen wohl nur die Nationalis­ten aus Katalonien oder dem Baskenland infrage.

Der ehemalige PSOE-Parteichef und Ministerpr­äsident Felipe González hat vor dem Parteitag in einem Interview in der wichtigen Tageszeitu­ng El País eine ganz andere Linie vorgegeben: Sollten sich der PP und Ciudadanos einige werden, müsse sich der PSOE enthalten, um eine Regierung zu ermögliche­n. Ihm gehe es um Spanien und Stabilität. Podemos sei bloß „Leninismus 3.0“, schimpft González, der mittlerwei­le im Aufsichtsr­at eines großen Energiever­sorgers sitzt.

Alles oder nichts

Sánchez aber versucht den Befreiungs­schlag: Egal mit wem er paktiert – er werde das Ergebnis zur Urabstimmu­ng vorlegen, versprach er am Wochenende. Er hofft damit, den Einfluss der Parteigröß­en zurückdrän­gen zu können. Dem PSOE-Generalsek­retär bleibt nur eine – völlig unwahrsche­inliche – Lösung: eine von Podemos und Ciudadanos geduldete Minderheit­sregierung.

Sánchez läuft die Zeit davon. Denn der Kleine Parteitag hat für den 8. Mai Urwahlen für das Amt des Generalsek­retärs angesetzt. Die Andalusier­in Susana Díaz ist schon in den Startlöche­rn, um Sánchez aus dem Amt zu kicken.

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/ Die Partei im Nacken: PSOE-Generalsek­retär Pedro Sánchez (untenMi.) lotet Möglichkei­ten aus, die Partei an die Macht zu bringen.

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