Russisch-türkische Luftnummer
Ankara: Neuerliche Luftraumverletzung durch Militärjet
Ankara/Moskau – Die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland gehen in den Sturzflug über: Die politische Führung in Ankara hat Moskaus Militär vorgeworfen, erneut den türkischen Luftraum verletzt zu haben. Nach Angaben des türkischen Außenministeriums ereignete sich der Vorfall bereits am Freitag, als ein Jagdbomber vom Typ Su-34 aus Syrien kommend die südöstliche Provinz Gaziantep überflog. Der Kampfjet habe sich 20 bis 25 Sekunden im türkischen Luftraum aufgehalten. „Vor dem Verstoß war die Crew des Flugzeugs mehrfach in russischer und englischer Sprache gewarnt worden“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme Ankaras.
Die türkische Luftwaffe wurde daraufhin am Sonntag in Alarmbereitschaft versetzt. Präsident Tayyip Erdogan forderte seinen Amtskollegen Wladimir Putin zu einem persönlichen Treffen auf, um den Vorfall zu besprechen.
Im Kreml sieht man keine Notwendigkeit für ein solches Gespräch. Der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konaschenkow, wies die Vorwürfe einer Grenzverletzung entschieden zurück und bezeichnete die Anschuldigungen als „haltlose Propaganda“. Türkische Radare hätten allenfalls Höhe, Kurs und Geschwindigkeit des Objekts in der Luft ausmachen können, nicht aber dessen Nationalität. Dazu wäre ein Sichtkontakt mit einem anderen Flugzeug nötig gewesen, „den es nicht gab“. Dementsprechend gebe es keine Beweise dafür, dass es sich um ein russisches Flugzeug gehandelt habe, sagte er.
Im Pentagon wurde der Vorwurf hingegen bestätigt. Sprecher Mark Wright forderte Moskau dazu auf, den Luftraum des Nato-Lands Türkei zu respektieren, um unnötige Risiken zu vermeiden.
Sanktionen nach Abschuss
Die Beziehungen zwischen Moskau und Ankara sind bereits extrem gespannt, nachdem die Türken im November ein russisches Flugzeug im türkisch-syrischen Grenzbereich abgeschossen hatten. Russland reagierte mit Wirtschaftssanktionen gegen seinen Schwarzmeernachbarn.
Türkische Badeorte sind seit November tabu, seit Jänner hat Moskau zudem die Visapflicht für Türken wiedereingeführt, Charterflüge gestrichen, den Import von Lebensmitteln beschränkt und türkischen Unternehmen den Zugang zum russischen Markt begrenzt. Militärisch reagierte Moskau auf den Abschuss mit der Stationierung modernster S-400Luftabwehrraketen in Syrien.