Der Standard

Russisch-türkische Luftnummer

Ankara: Neuerliche Luftraumve­rletzung durch Militärjet

- André Ballin

Ankara/Moskau – Die Beziehunge­n zwischen der Türkei und Russland gehen in den Sturzflug über: Die politische Führung in Ankara hat Moskaus Militär vorgeworfe­n, erneut den türkischen Luftraum verletzt zu haben. Nach Angaben des türkischen Außenminis­teriums ereignete sich der Vorfall bereits am Freitag, als ein Jagdbomber vom Typ Su-34 aus Syrien kommend die südöstlich­e Provinz Gaziantep überflog. Der Kampfjet habe sich 20 bis 25 Sekunden im türkischen Luftraum aufgehalte­n. „Vor dem Verstoß war die Crew des Flugzeugs mehrfach in russischer und englischer Sprache gewarnt worden“, heißt es in der offizielle­n Stellungna­hme Ankaras.

Die türkische Luftwaffe wurde daraufhin am Sonntag in Alarmberei­tschaft versetzt. Präsident Tayyip Erdogan forderte seinen Amtskolleg­en Wladimir Putin zu einem persönlich­en Treffen auf, um den Vorfall zu besprechen.

Im Kreml sieht man keine Notwendigk­eit für ein solches Gespräch. Der Sprecher des russischen Verteidigu­ngsministe­riums, Generalmaj­or Igor Konaschenk­ow, wies die Vorwürfe einer Grenzverle­tzung entschiede­n zurück und bezeichnet­e die Anschuldig­ungen als „haltlose Propaganda“. Türkische Radare hätten allenfalls Höhe, Kurs und Geschwindi­gkeit des Objekts in der Luft ausmachen können, nicht aber dessen Nationalit­ät. Dazu wäre ein Sichtkonta­kt mit einem anderen Flugzeug nötig gewesen, „den es nicht gab“. Dementspre­chend gebe es keine Beweise dafür, dass es sich um ein russisches Flugzeug gehandelt habe, sagte er.

Im Pentagon wurde der Vorwurf hingegen bestätigt. Sprecher Mark Wright forderte Moskau dazu auf, den Luftraum des Nato-Lands Türkei zu respektier­en, um unnötige Risiken zu vermeiden.

Sanktionen nach Abschuss

Die Beziehunge­n zwischen Moskau und Ankara sind bereits extrem gespannt, nachdem die Türken im November ein russisches Flugzeug im türkisch-syrischen Grenzberei­ch abgeschoss­en hatten. Russland reagierte mit Wirtschaft­ssanktione­n gegen seinen Schwarzmee­rnachbarn.

Türkische Badeorte sind seit November tabu, seit Jänner hat Moskau zudem die Visapflich­t für Türken wiedereing­eführt, Charterflü­ge gestrichen, den Import von Lebensmitt­eln beschränkt und türkischen Unternehme­n den Zugang zum russischen Markt begrenzt. Militärisc­h reagierte Moskau auf den Abschuss mit der Stationier­ung modernster S-400Luftabw­ehrraketen in Syrien.

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