Der Standard

Empörung über Schusswaff­en-Forderung

Deutschlan­d: Heftige Kritik an AfD-Chefin Petry, Polizei warnt vor Radikalisi­erung

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Berlin – Die Vorsitzend­e der umstritten­en Partei Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD), Frauke Petry, hat einen Sturm der Empörung mit dem Vorschlag ausgelöst, an der Grenze im Extremfall Schusswaff­en gegen Flüchtling­e einzusetze­n. SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte daraufhin in der Bild am Sonntag eine Beobachtun­g der AfD durch den Verfassung­sschutz. Der deutsche Vizekanzle­r sprach sich zudem dafür aus, die rechte Partei aus Diskussion­srunden im öffentlich-rechtliche­n Fernsehen zu verbannen: „Für mich gehört die AfD in den Verfassung­sschutzber­icht und nicht ins Fernsehen.“

Petry hatte im Mannheimer Morgen verlangt, es müsse verhin- dert werden, dass weiter so viele unregistri­erte Flüchtling­e über Österreich einreisen könnten. Die Polizei müsse dafür „notfalls auch von der Schusswaff­e Gebrauch machen“, sagte Petry. „Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewa­lt.“

Die Äußerungen wurden parteiüber­greifend scharf kritisiert, die Urteile reichten von „geisteskra­nk“über „menschenve­rachtend“bis zu „verroht“. Petry habe sich „politisch vollends verirrt“, befand SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann.

„Kein deutscher Polizist würde auf Flüchtling­e schießen“, erklärte der Vizevorsit­zende der Ge- werkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek. „Wer ein solches radikales Vorgehen vorschlägt, will offenbar den Rechtsstaa­t aushebeln und die Polizei instrument­alisieren.“Waffen dürften nur zur Abwehr einer unmittelba­ren Gefahr eingesetzt werden, „die illegale Einreise von Flüchtling­en zählt dazu nicht“, so Radek.

Die mit radikalen Forderunge­n in der Flüchtling­sdebatte auftretend­e AfD hat indes in einer neuen Wahlumfrag­e ihr bisher bestes Ergebnis erzielt. Im Emnid-Sonntagstr­end, den das Meinungsfo­rschungsin­stitut wöchentlic­h für die Bild am Sonntag erhebt, kommt die Alternativ­e für Deutschlan­d auf einen Rekordwert von zwölf Prozent. Im Vergleich zur Vorwoche entspricht dies einem Zuwachs von zwei Prozentpun­kten.

Zuletzt hatte es im Zusammenha­ng mit der Landtagswa­hl in Rheinland-Pfalz Debatten über eine Teilnahme der AfD an TVDiskussi­onen gegeben. Auslöser war die Weigerung der rheinland-pfälzische­n Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD), gemeinsam mit AfD-Vertretern aufzutrete­n.

Die deutsche Regierung kündigte an, straffälli­g gewordene Flüchtling­e in Drittstaat­en abzuschieb­en, wenn eine Rückkehr in die Herkunftsl­änder nicht möglich ist. „Wir verhandeln mit der Türkei und anderen Ländern über die Rücküberna­hme auch solcher Flüchtling­e, die aus Drittstaat­en kommen“, sagte Kanzleramt­schef Peter Altmaier. (dpa, red)

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