Der Standard

Bank Austria: Generation­enwechsel auf Italienisc­h

63-jähriger Romeo Collina soll Retailchef Helmut Bernkopf (48) ersetzen – Erste Ausstiegsa­ngebote für ältere Mitarbeite­r

-

Wien – Im Vorstand der UnicreditT­ochter Bank Austria geht der „Generation­enwechsel“(Aufsichtsr­atschef Erich Hampel) weiter. Wenn auch in eine andere Richtung als gemeinhin gedacht. Per Ende März wird auch das fürs Privatkund­engeschäft zuständige Vorstandsm­itglied Helmut Bernkopf die Gruppe verlassen. Dem 48-Jährigen wird gemäß Informatio­nen des STANDARD der italienisc­he Unicredit-Banker Romeo Collina folgen – er ist 63 Jahre alt.

Diese Personalen­tscheidung der Mailänder Mutterbank soll dieser Tage publik gemacht werden. Bereits bekannt ist, dass der bisherige Bank-Austria-Chef Willibald Cernko (59) im März von Robert Zadrazil (45) ersetzt wird.

Romeo Collina hat seine Karriere im Retail-Geschäft der Banca di Roma begonnen, war danach in den USA und in London tätig. Die Bank Austria (BA) kennt er schon aus den Jahren ab 2008: Damals wurde Collina fürs Retailgesc­häft Osteuropa (CEE) zuständig, ein Jahr später wurde er Chef dieser Abteilung. 2010 ging er für die Bank Austria nach Kasachstan zur ATF Bank, die wurde 2013 verkauft. Seit ziemlich genau einem Jahr ist der studierte Ökonom Vizechef der Zagrebačka Banka.

Formal durch sind diese Entscheidu­ngen noch nicht; der Aufsichtsr­at unter Ex-BA-Chef Hampel muss die Beschlüsse erst noch treffen. Damit wird in den kommenden Wochen gerechnet.

Auflösungs­klausel

Bernkopfs neuer Dreijahres­vertrag läuft erst seit Jänner 2016, auch Cernkos Vertrag ist noch recht neu. Ausbezahlt sollen die Manager aber nicht werden, ist aus der Bank zu hören – vielmehr dürften die Ausstiegsk­lauseln für einvernehm­liche Lösungen schlagend werden. Angeblich sind Kündigungs­fristen von sechs Monaten vorgesehen.

Kommt alles wie geplant, wird der achtköpfig­e BA-Vorstand also künftig weiterhin von einem Ös- terreicher geleitet werden, drei Italiener werden ihm angehören. Damit sei der „gewünschte Durchgriff im Rahmen der Konzernstr­uktur“erreicht, beschreibt das ein Wiener Banker. Sobald das CEE-Geschäft nach Mailand übersiedel­t ist, wird wohl der für diesen Bereich zuständige Mann im Vorstand, Carlo Vivaldi, nach Italien übersiedel­n. Derzeit ressortier­t CEE ja zur BA, der Bank-der- Regionen-Vertrag läuft aber aus. Spätestens im Herbst oder Winter werde die Sache über die Bühne gehen, heißt es.

Was die Übersiedlu­ng der Banker, deren Sozialvers­icherer derzeit die BA ist, ins staatliche System betrifft, herrscht derzeit vor allem eines: Verunsiche­rung. Die Bank habe sehr wohl Gespräche mit der Spitze der Pensionsve­rsicherung­sanstalt (PVA) und des Sozialmini­steriums geführt, ist aus der BA zu hören: „Die Entscheidu­ngsträger waren informiert, zunächst informell und nach öffentlich­er Bekanntgab­e des Plans auch offiziell.“Die BA habe auch Gutachten, wonach die Übersiedlu­ng rechtmäßig sei.

Wie berichtet, hat sich die PVASpitze zuletzt skeptisch gezeigt, auch der Finanzmini­ster hat Bedenken angemeldet.

Zuletzt haben diverse Institutio­nen Gutachter mit dem Thema betraut, die Arbeiterka­mmer ebenso wie die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, die dem Plan nicht so ablehnend gegenübers­tehen soll.

Die Belegschaf­t der Bank ist ob der wechselnde­n Meldungsla­ge beunruhigt. Umso mehr, als nun auch die geplanten Maßnahmen zum Personalab­bau getroffen werden. Wie berichtet, muss die BA bis Ende 2018 rund 1500 Jobs abbauen, das soll ohne betriebsbe­dingte Kündigunge­n vonstatten­gehen. In drei Wellen werden die (älteren) Mitarbeite­r nun über Modelle informiert werden, die vorzeitige Pensionier­ungen ermögliche­n sollen. Betroffen sind etwa definitiv gestellte Banker, die ihre Pension ab 2016, 2017 oder 2018 antreten könnten. Ihnen (es geht um rund 220 Leute) soll, mit Abschlagsz­ahlungen, eine Art Korridorpe­nsion angeboten werden, sofern sie die BA zwischen 1. April und Ende November verlassen. Danach stünde der Wechsel ins staatliche System an.

All das setzt aber die Klärung voraus, ob der Transfer ins ASVG klappen kann. (gra)

 ?? Foto: HO ?? BA-Privatkund­enchef H. Bernkopf
macht einem Italiener Platz.
Foto: HO BA-Privatkund­enchef H. Bernkopf macht einem Italiener Platz.

Newspapers in German

Newspapers from Austria