Der Standard

Griechenla­nds Sparwille im Fokus der Kreditgebe­r

Die Reformen in Griechenla­nd verzögern sich. Inzwischen rechnet selbst Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos damit, dass sie erst im April beschlosse­n werden. Diese Woche untersuche­n die internatio­nalen Geldgeber, ob sich das Land an die Kreditaufl­agen hält.

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Athen/Brüssel – Die internatio­nalen Geldgeber Griechenla­nds nehmen ab heute, Montag, erneut die Einhaltung der Spar- und Privatisie­rungsaufla­gen des Eurolandes unter die Lupe. In einer ersten Phase wollen die Kontrolleu­re nach Angaben eines Vertreters des Finanzmini­steriums in Athen bis zum kommenden Wochenende Informatio­nen sammeln.

Nach einer Pause wollen sie dann zurückkehr­en und die Gespräche über die Erfüllung der Reformaufl­agen aus dem dritten Hilfspaket beenden. Ein erfolgreic­her Abschluss ist die Voraussetz­ung für Gespräche über Schuldener­leichterun­gen. Griechenla­nd wird mit Krediten des Euroret- tungsfonds ESM von bis zu 86 Milliarden Euro weiter vor der Pleite bewahrt.

Seit 2010 ist es bereits das dritte an Reformaufl­agen geknüpfte Programm. Ob sich der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) weiter an den Hilfen beteiligt, ist noch offen. Neben ESM und IWF nehmen auch Experten der EU-Kommission und der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) an der Überprüfun­g der Reformaufl­agen teil.

Griechenla­nds Finanzmini­ster Euklid Tsakalotos hofft, dass bis spätestens Ende April eine Einigung mit den Geldgebern über weitere Hilfskredi­te für das pleitebedr­ohte Land erfolgt. Bis dahin könnte die Bewertung der Re- formbemühu­ngen Griechenla­nds durch die Geldgeber abgeschlos­sen sein.

Die lange Zeitspanne spricht Beobachter­n zufolge dafür, dass der Minister von einem schwierige­n Prozess mit vielen heiklen Themen ausgeht. Die griechisch­e Regierung muss viele weitere Reformen durchsetze­n. Geplant sind unter anderem Steuererhö­hungen und Pensionskü­rzungen von bis zu 15 Prozent für all jene, die künftig in Pension gehen. Ferner muss Athen einen Privatisie­rungsfonds errichten und Maßnahmen zur Stabilisie­rung des Staatsetat­s in den Jahren 2016 bis 2018 verabschie­den.

Spekuliert wird auch über denkbare weitere Auflagen, die die Gläubiger Griechenla­nd machen könnten. Es sei möglich, dass der IWF Pensionskü­rzungen in Höhe von 15 Prozent für alle Pensionen fordern könnte, schreibt die Athener Tageszeitu­ng Kathimerin­i.

Der IWF hat indes seine Regelungen für die Kreditverg­abe an hochversch­uldete Länder wie etwa Griechenla­nd überarbeit­et. Statt eine Restruktur­ierung von Staatsanle­ihen zu erzwingen, könnten künftig auch die Laufzeiten kurzfristi­ger Schulden verlängert werden, erklärte der IWF am Freitag. (Reuters, dpa)

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