Der Standard

Der elfte Streich und das erste Bad

Novak Djoković und Angelique Kerber haben in Australien Tennisgesc­hichte geschriebe­n. Der Serbe zog nach einem glatten Sieg über Andrew Murray mit Roy Emerson als Rekordsieg­er gleich. Die Deutsche feierte sensatione­ll ihre Grand-Slam-Titelpremi­ere.

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Melbourne – Nach 2:53 Stunden hatte Novak Djoković seinem Widersache­r Andy Murray mit 6:1, 7:5 und 7:6 (3) die Schneid abgekauft. Der Schotte verlor damit auch sein fünftes Melbourne-Endspiel, wohingegen Djoković zum sechsten Mal siegte – und mit dem legendären Australier Roy Emerson als Rekordsieg­er gleichzog. Insgesamt hat der Serbe schon elf Grand-Slam-Turniere gewonnen, diesbezügl­ich den Schweden Björn Borg und den Australier Rod Laver eingeholt. Für seinen Sieg kassierte Djoković 3,4 Mio. australisc­he Dollar (2,21 Mio. Euro). Dieselbe Höhe hatte der Scheck der Deutschen Angelique Kerber, die sich am Samstag sensatione­ll mit 6:4, 3:6 und 6:4 gegen Serena Williams behauptet hatte und am Sonntagmor­gen nach durchzecht­er Nacht – wie angekündig­t – ein Bad im Yarra River nahm. „Kalt“, sagte sie hernach, „und ein bisschen schmutzig.“

Djoković hat nach der FrenchOpen-Finalniede­rlage gegen Stan Wawrinka nun schon wieder drei Grand-Slam-Turniere und also 21 Major-Einzel in Folge gewonnen. Seine nächste große Mission wird wohl nun French Open heißen, das ist der einzige Grand-Slam-Titel, der ihm noch fehlt.

Sechsmal im Finale, sechsmal gewonnen – es scheint, als ob die Bedingunge­n gerade in Down Under für Djoković maßgeschne­idert wären. Im Gegensatz zu Williams, die am Tag zuvor nicht nur an der Gegnerin, sondern auch an ihren eigenen hohen Erwartunge­n gescheiter­t war, machte Djoković von Beginn an Druck. Nach lediglich 19 Minuten führte er gegen den schottisch­en Olympiasie­ger Murray mit 5:0, nach 30 hatte den ersten Satz in der Tasche.

In der Folge sollte Murray, den im Zuge des Turniers sowohl die gesundheit­lichen Probleme seines Schwiegerv­aters Nigel Sears als auch das Wohl seiner zu Hause gebliebene­n hochschwan­geren Frau Kim beschäftig­te, aber mehr Gegenwehr bieten. Nach Break und Rebreak fehlten ihm bei 5:4, Aufschlag Djoković nur zwei Punkte zum Satzausgle­ich. Doch als er bei 5:5 und 40:0 sein Service noch abgeben musste und er einen Rebreakbal­l zum 6:6 nicht nützen konnte, war auch Satz zwei weg. Im dritten Durchgang ging es eng bis ins Tiebreak, in dem Murray zwei Doppelfehl­er unterliefe­n, womit Djoković am Ende relativ leichtes Spiel hatte.

Champions und Babys

„Gratulatio­n an Novak“, sagte Murray und richtete eine Botschaft an seine Frau: „Kim, du warst eine Legende in diesen zwei Wochen, ich bin bald zu Hause.“Djoković, selbst Vater eines einjährige­n Sohns, gab zurück: „Du bist ein großer Champion, eine tolle Person.“Und: „Ich möchte dir und Kim alles Gute wünschen für euer Baby.“

Kerber ist wie Djoković 28 Jahre alt, nach vielen Ups und Downs hat sie nun den Durchbruch geschafft. „Die Zeit war reif“, sagte die neue Nummer zwei der Welt. Selbst nach einer Partynacht im Club 161 und „ohne eine Minute Schlaf“konnte Kerber, die die Anlage nach dem Endspiel erst um drei Uhr in der Früh verlassen hatte, ihr Glück kaum fassen. „Ich bin ein Grand-Slam-Champion, das klingt so verrückt“, sagte sie vor dem Abflug nach Hause. „Ich habe bewiesen, dass ich zu den Besten gehöre.“Und warum erst jetzt? „Im Finale bin ich locker geblieben. Aber ich weiß gar nicht, warum.“(sid, APA, red)

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Debütantin Kerber und das Bad nach der finalen Sensation. Einige Sekunden im kalten Yarra River genügten ihr freilich.

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