Der Sieg des Guten
Ganz zum Schluss, als in der Nacht auf Sonntag nur noch drei RTL-Dschungelbewohner übrig waren und mit Millionen Zusehern auf die Krönung des einen oder der einen Auserwählten warteten, da überfiel einen doch kurz vor dem TV eine Panik, so groß wie das Ego von Thorsten Legat.
Was, wenn sie doch ihn wählen und damit Balla-Balla-Macho-Kasalla auf den Thron heben würden? Oder Sophia Wollersheim mit ihren diversen aufgetunten Körperteilen? Und Dauerverlierer Menderes Bagci, dieser arme Tropf, wieder der Loser sein würde?
Doch dann kollektive Erleichterung. Es kam, wie es Millionen erwartet und erwünscht hatten: Menderes ist König der zehnten Staffel. Das ist zwar außerhalb dieses irren Dschungelkosmos so uninteressant wie ein Mehlwurm, sagt aber doch einiges über Werte aus.
Zwar will man, dass sich im Dschungel die Affen blamieren und für „Konfro“sorgen, sonst wäre es ja fad. Aber sie sollen dafür nicht belohnt werden. Erhoben aus der Masse wird ein sympathischer Außenseiter, der sich dankbar, demütig, fast zu devot an die Aufgabe macht. Dem nicht völlig zu versagen ausreichte, während andere rumkrakeelten. Einen türkischen Migrationshintergrund hat er auch – na, wenn das nicht fast schon märchenhaft ist. Menderes wird als Dschungelkönig der Herzen in die Reality-TV-Annalen eingehen, die zehnte Staffel dank einiger ihrer Teilnehmer noch lange in Erinnerung bleiben.
Aber jetzt ist es auch gut. Nach zwei Wochen muss Alltag einkehren, sich das Sozialleben normalisieren und um 22.15 Uhr wieder Zeit für andere Dinge sein. Aber lange wird es nicht dauern, und wir fragen uns: Wann gibt es eigentlich wieder Dschungel? p derStandard.at/TV-Tagebuch