Der Standard

Der Sieg des Guten

- Birgit Baumann

Ganz zum Schluss, als in der Nacht auf Sonntag nur noch drei RTL-Dschungelb­ewohner übrig waren und mit Millionen Zusehern auf die Krönung des einen oder der einen Auserwählt­en warteten, da überfiel einen doch kurz vor dem TV eine Panik, so groß wie das Ego von Thorsten Legat.

Was, wenn sie doch ihn wählen und damit Balla-Balla-Macho-Kasalla auf den Thron heben würden? Oder Sophia Wollershei­m mit ihren diversen aufgetunte­n Körperteil­en? Und Dauerverli­erer Menderes Bagci, dieser arme Tropf, wieder der Loser sein würde?

Doch dann kollektive Erleichter­ung. Es kam, wie es Millionen erwartet und erwünscht hatten: Menderes ist König der zehnten Staffel. Das ist zwar außerhalb dieses irren Dschungelk­osmos so uninteress­ant wie ein Mehlwurm, sagt aber doch einiges über Werte aus.

Zwar will man, dass sich im Dschungel die Affen blamieren und für „Konfro“sorgen, sonst wäre es ja fad. Aber sie sollen dafür nicht belohnt werden. Erhoben aus der Masse wird ein sympathisc­her Außenseite­r, der sich dankbar, demütig, fast zu devot an die Aufgabe macht. Dem nicht völlig zu versagen ausreichte, während andere rumkrakeel­ten. Einen türkischen Migrations­hintergrun­d hat er auch – na, wenn das nicht fast schon märchenhaf­t ist. Menderes wird als Dschungelk­önig der Herzen in die Reality-TV-Annalen eingehen, die zehnte Staffel dank einiger ihrer Teilnehmer noch lange in Erinnerung bleiben.

Aber jetzt ist es auch gut. Nach zwei Wochen muss Alltag einkehren, sich das Soziallebe­n normalisie­ren und um 22.15 Uhr wieder Zeit für andere Dinge sein. Aber lange wird es nicht dauern, und wir fragen uns: Wann gibt es eigentlich wieder Dschungel? p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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