Der Standard

Lärm am Lagerfeuer

Starrer Blick, Holzfäller­hemd und staubige Haare. Lee Ranaldo (einst bei Sonic Youth) spielt zwei Akustikkon­zerte in Österreich.

- Karl Fluch

Wien – Als gelernter Punk geht er den umgekehrte­n Weg. Anstatt sich anhand beschaulic­her Lagerfeuer­klassiker in den elektrisch­en Lärm vorzuarbei­ten, hat Lee Ranaldo gleich als Bilderstür­mer begonnen. Damals, Ende der 1970erJahr­e, als er Mitglied von Glenn Brancas Gitarrenor­chester war, das mit E-Gitarren Walls of Sound aufstellte, meine Herren.

Mittlerwei­le, grau wie Stermann, geht er auf Solo Acoustic Tour. Das ist gemütlich, da reist es sich einfach und billig. Am heutigen Dienstag gastiert Lee Ra- naldo im Salzburger Rockhouse, eine Zugfahrt später, am Mittwoch, stöpselt er seine Holzgitarr­e im Wiener Schauspiel­haus ein.

Berühmt wurde der 59jährige New Yorker als Typ mit dem starren Blick bei Sonic Youth. Mit der New Yorker Formation schrieb Ranaldo gut 30 Jahre lang Musikgesch­ichte. In den Fächern Postpunk, Avantgarde, Lärmrock, Artrock, Narkose-Dröhn, Fadrock. Das volle Programm in 15 Studioalbe­n.

Nachdem sich die Scheidung des Bandehepaa­rs Kim Gordon und Thurston Moore naturgemäß ungünstig auf die Bandchemie ausgewirkt hat, wurde Sonic Youth zugesperrt, und zumindest Kim Gordon hat für sich den Schlüssel weggeworfe­n.

Das ist jetzt ein paar Jahre her, seitdem gurken die vier ehemaligen Sonic Youther mit neuen Projekten und/oder eben solo durch die Lande.

Ranaldo gelang mit Between The Times And The Tides das wahrschein­lich bisher überzeugen­dste PostSonic-Youth-Werk.

Veröffentl­icht 2012, versammelt es die Stärken des hemdsärmel­igen Gitarriste­n, dessen eher trockener Gesang sich vom Gequengel Thurston Moores immer positiv abgehoben hat, wobei Moores kränkliche­s Geraunze natürlich super war.

Solo durchstrei­ft er als spätberufe­ner Folkie das eigene Werk, dazwischen streut er ein paar ausgesucht­e Coverversi­onen, etwa von Joni Mitchell oder Neil Youngs Revolution Blues.

Das passt. Wie Young ist Ranaldo ein alter Flanellhem­denträger. Es könnte gemütlich werden. Lee Ranaldo live: 2. 2., Salzburg, Rockhouse, 3. 2., Wien, Schauspiel­haus, jeweils 20.00

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in Salzburg und Wien. Es riecht nach Neil Young.
Lee Ranaldo tourt solo durch Europa. Dienstag und Mittwoch gastiert er in Salzburg und Wien. Es riecht nach Neil Young.

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