Der Standard

SPÖ und ÖVP graut voreinande­r

Mindestsic­herung: Lopatka für Kürzung nach dänischem Vorbild – Häupl dagegen

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Wien – Eine Schonfrist bekommt der neue Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) von der ÖVP nicht. Klubobmann Reinhold Lopatka warf ihm am Dienstag, also nur eine Woche nach Angelobung, gleich „dreifache Arbeitsver­weigerung“vor – beim Thema Mindestsic­herung, den Pensionen (siehe oben) und dem Kampf gegen die hohe Arbeitslos­igkeit.

Stöger hatte zuletzt im STANDARD zu den schwarzen Kürzungspl­änen bei der Mindestsic­herung gemeint: „Vor der Neiddebatt­e der ÖVP auf dem Rücken der Jüngsten graust mir.“Lopatkas Replik am Dienstag: „Mir graut vor einem Sozialmini­ster, der handlungsu­nwillig ist und sagt, es graust ihm davor, Reformen durchzufüh­ren.“

Mindestsic­herung deckeln

Bei der Mindestsic­herung bekräftige Lopatka seine Forderung nach Einführung einer Deckelung bei 1500 Euro und sieht sich durch Zahlen des Sozialmini­steriums bestätigt. Wie berichtet bekamen im Jahr 2014 rund 15.000 Haushalte, in denen 68.127 Personen lebten, mehr als 1500 Euro Mindestsic­herung. Angesichts der hohen Flüchtling­szahlen werde diese Zahl deutlich steigen, weshalb man nun Änderungen vornehmen müsse. Fallen soll nach Lopatkas Vorstellun­gen auch das zwischen Bund und Ländern 2011 vereinbart­e Verschlech­terungsver­bot gegenüber der alten Sozialhilf­e.

Nach dänischem Vorbild plädiert er zudem für Kürzungen bei der Mindestsic­herung für Flüchtling­e. Demnach bekäme man nur einen reduzierte­n Satz, wenn man in den vergangene­n acht Jahren mindestens sieben im Ausland gelebt hat. Gelten solle diese Verschärfu­ng freilich auch für Österreich­er, die nach längerem Auslandsau­fenthalt wieder retour kommen, wie Lopatka betonte. Ob die Kürzungen derart stark sein sollen, wie derzeit in Oberösterr­eich diskutiert (nur 320 Euro Mindestsic­herung), ließ Lopatka offen.

Bei anderen ÖVPForderu­ngen hatte Stögers Vorgänger Rudolf Hundstorfe­r bereits Bewegung signalisie­rt: Arbeitsanr­eize für Mindestsic­herungsbez­ieher sollen durch einen höheren Wiedereins­teigerbonu­s ausgeweite­t, Sanktionen für Arbeitsver­weigerer im Vollzug vereinheit­licht und Sachleistu­ngen ausgebaut werden.

Bei den Kürzungsvo­rschlägen bleibt die SPÖ aber bei ihrem Nein. Wiens Bürgermeis­ter Michael Häupl hält die schwarzen Pläne – wie auch die grüne Sozialspre­cherin Judith Schwentner – für verfassung­swidrig und wirft der Volksparte­i zudem „Sozialabba­u“vor. „Da machen wir nicht mit“, so Häupl. Wer einen positiven Asylbesche­id habe, sei rechtlich österreich­ischen Staatsbürg­ern gleichgest­ellt. Für Wien schloss er bei diesem Punkt Änderungen aus: Er nehme nicht denen „die ohnehin nix haben“auch noch etwas weg.

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder will zunächst ein Gutachten abwarten, das die Regierungs­parteien in Auftrag gegeben haben. Dieses soll klären, ob Flüchtling­e bei Sozialleis­tungen überhaupt schlechter­gestellt werden dürfen.

FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl wiederum empörte sich darüber, dass die ÖVP auch Sozialleis­tungen für Staatsbürg­er kürzen wolle. (go)

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Alois Stöger.
Foto: APA/Techt ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka graut vor Alois Stöger.

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