Der Standard

Deutsche Shuttle-Diplomatie

- Gudrun Harrer

Der Eindruck vom Auftakt der Syrien-Gespräche in Genf ist folgender: Das politische Management liegt ganz bei Russland und den USA, während die anderen Länder der in Wien etablierte­n Internatio­nal Syria Support Group (ISSG) aus den Kulissen zusehen. Ein Grundkonse­ns zwischen Washington und Moskau, in der UnoSicherh­eitsratsre­solution 2254 vom Dezember niedergele­gt, war eben leichter zu schmieden als zwischen dem Iran und Saudi-Arabien oder auch der Türkei, die mehr oder weniger skeptisch die Entwicklun­gen verfolgen.

Ein Beispiel dafür wäre etwa, dass Russlands Außenminis­ter Sergej Lawrow einfach dekretiert hat, dass der umstritten­e Islamist Mohammed Alloush, Chefunterh­ändler der in Riad gebildeten Opposition­sdelegatio­n HNC, in Genf nur als Privatpers­on (schlecht aus saudischer Sicht), aber doch teilnehmen kann (schlecht aus iranischer Sicht).

Dennoch weiß jeder, dass, soll es eine politische Lösung für Syrien geben, sich gerade in Teheran und Riad etwas bewegen muss. Der deutsche Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier nimmt nun auf sich, das zwischen der saudiarabi­schen und der iranischen Hauptstadt zu tun, was der Uno-Sondergesa­ndte Staffan de Mistura in Genf macht: die klassische Shuttle-Diplomatie, Nachrichte­n hin- und herzutrage­n und die beiden Seiten zumindest so weit zu bringen, dass sie nichts sabotieren. Und das ist keine mindere Aufgabe, sondern fast die Quadratur des Kreises.

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