„US-Regierung verweigert Führung“
US-Senator glaubt nicht an die für Syrien vereinbarte Waffenruhe. Diese spiele nur den Russen in die Hände. Die US-Regierung kritisiert er scharf, sie führe einfach nicht.
John McCain
INTERVIEW: Standard: Sie sind seit Jahren ein starker Befürworter einer internationalen Intervention in Syrien. Wie interpretieren Sie die Vereinbarung über eine Waffenruhe dort? Kann das funktionieren? McCain: Es wird ein Debakel werden. Es erlaubt den Russen, dass sie mit ihren Bombardements fortfahren und dabei in Unterstützung des Assad-Regimes moderate Kräfte töten. Das bringt uns in eine deutlich schlechtere Position. Denn die Realität materialisiert sich auf dem Schlachtfeld. Herr Medwedew hat ja erklärt, dass wir zum Kalten Krieg zurückkehren.
Standard: Was halten Sie von saudischen und türkischen Bodentruppen in Syrien? Wird das aus- reichen, um eine entscheidende Wendung in dem Konflikt herbeizuführen? McCain: Wenn, dann nur unter amerikanischer Führung. Ich freue mich über jede Option in dem Konflikt. Aber das alles wird nur dann funktionieren, wenn wir vorangehen und koordinieren.
Standard: Wie lange wird es noch dauern, bis diese Krise einigermaßen unter Kontrolle ist? McCain: Ich weiß es nicht. Das Problem an der Sache ist, dass diese US-Regierung sich seit Jahr und Tag weigert, Führungsverantwortung zu übernehmen.
Standard: Was erwarten Sie sich von der nächsten Regierung, wer immer US-Präsident sein wird?
Das kann ich erst beantworten, wenn ich weiß, wer es sein wird.
(79) war Jagdbomberpilot der US-Streitkräfte, wurde über Vietnam abgeschossen und war jahrelang Kriegsgefangener dort (im sogenannten Hanoi Hilton). Seit 1987 ist er Senator für den Bundesstaat Arizona. Er war Kandidat der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl 2008, bei der er seinem Senatorenkollegen Barack Obama unterlag.