Goldenes Wasser aus heißen Quellen
Unter geothermalen Quellen auf der isländischen Halbinsel Reykjanes sprudelt buchstäblich Gold aus dem Untergrund. Warum das Meerwasser aus der Tiefe derart hohe Konzentrationen des Edelmetalls enthält, stellt für die Forscher allerdings noch ein Rätsel d
Kiel/Wien – In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hielt man die Ozeane noch für wahre Goldgruben: Chemiker forschten nach Methoden, das im Meerwasser gelöste Edelmetall gewinnbringend herauszufiltern. Bald sollte sich jedoch herausstellen, dass die enthaltene Goldkonzentration wesentlich geringer ist als zunächst erhofft: Allenfalls wenige Milliardstel Gramm Gold ließen sich aus einem Liter Wasser gewinnen – viel zu wenig für eine ökonomisch sinnvolle Ausbeutung.
In den vergangenen Jahrzehnten offenbarten Untersuchungen allerdings, dass es in den Ozeanen durchaus auch Stellen gibt, wo sich die Goldgewinnung als lohnenswert erweisen könnte. Vor allem dort, wo heiße Quellen – etwa an sogenannten Schwarzen Rauchern – Edelmetalle aus den Gesteinen des Meeresbodens auslaugen, können sich ergiebige Erzla- ger anhäufen, die auch nennenswerte Goldmengen enthalten.
Auf eine noch viel ertragreichere Goldquelle sind nun Forscher vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung gestoßen: Das Team entdeckte in Geothermalsystemen auf der isländischen Halbinsel Reykjanes unerwartet hohe Goldkonzentrationen, deren Ursache jedoch Rätsel aufgibt. Die Mengen erwiesen sich als 500.000 Mal höher als im normalen Meerwasser und übertrafen sogar Lagerstätten an Schwarzen Rauchern um das 100-Fache.
10.000 Kilogramm Gold
„Die Konzentrationen reichen aus, um innerhalb der Lebensdauer eines Geothermalsystems bedeutende Goldlagerstätten zu bilden“, sagt Mark Hannington, Erstautor der im Fachblatt Nature Geoscience veröffentlichten Studie. Proben aus über zwei Kilometern Tiefe ergaben, dass das Reservoir mindesten 10.000 Kilogramm Gold enthalten könnte.
Wie es zu dieser extrem hohen Goldanreicherung kommen konnte, bleibt vorerst unklar. „An typischen Tiefsee-Hydrothermalsystemen der mittelozeanischen Rücken können derartige Goldkonzentrationen nicht entstehen“, meint Hannington. Die Entdeckung weist allerdings auf einen bisher unbekannten Mechanismus hin, der auch die Bildung von anderen metallreichen Lagerstätten erklären könnte. (tberg)