Der Standard

Ministerie­n streiten über Gelder an NGOs für Flüchtling­shilfe

Innenresso­rt verweist bei Gegenrechn­ung für Spenden auf das Finanzmini­sterium

- Thomas Mayer aus Brüssel

Wien – Für hohe Wellen sorgte am Montag der Brief des Innenminis­teriums an Flüchtling­s hilfsorgan­isationen, indem die Anrechnung von Spenden auf die staatliche Förderung ein gemahnt wird. NGOs sowie Neos und die Sozialisti­sche Jugend kritisiert­en das Vorhaben. Die Grünen sprachen von „nicht überbietba­rer Bösartigke­it“. Dass die Organisati­onen eine entspreche­nde Vereinbaru­ng unterzeich­net haben, erklärt der Arbeiter-Samariter-Bund damit, dass man für den Bund in Vorlage getreten sei und sonst auf den Kosten sitzengebl­ieben wäre.

Das Thema sorgt allerdings für Spannungen zwischen Ministerie­n. Das Innenresso­rt verweist auf das Finanzmini­sterium. Dieses kritisiert­e den Umgang des Innenresso­rts mit Abrechnung­en und soll bei Kontrollen Fehler gefunden haben.

Laut dem Antirassis­musverein Zara hat 2015 die Hetze gegen Asylsuchen­de im Netz stark zugenommen. Rassismus sei „endgültig in den politische­n Handlungss­pielraum“geraten. (red)

Alle Migranten, die nach dem Stichtag 20. März, null Uhr, „irregulär“über die Ägäis auf einer der griechisch­en Inseln den Boden der EU betreten haben, werden in der Regel in die Türkei abgeschobe­n, auch Syrer. Ausgenomme­n sind nur diejenigen, die nachweisen können, dass die Türkei für sie kein sicheres Asyl- bzw. Drittland ist – Kurden etwa.

So ist das im EU-Türkei-Pakt geregelt. Aber was passiert mit all jenen, die sich bereits vor dieser Fallfrist in Griechenla­nd aufgehalte­n haben? Es betrifft nicht nur die geschätzt 12.000 Menschen, die in Idomeni an der griechisch­mazedonisc­hen Grenze im Norden festsitzen. Nach Angaben der EU-Kommission von Montag geht man von rund 46.000 Flüchtling­en aus, die in ganz Griechenla­nd (zum Teil) in Lagern warten, die vor dem Sonntag über das Meer gekommen sind und nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Um sie von den gemäß Türkei-Pakt Abzuschieb­enden zu trennen (bis Montag waren das bereits mehr als 1600 Personen), haben die Behörden sie auf das Festland gebracht. Auf den Inseln sollen zunächst Lager für die „Neuen“freigehalt­en werden. 4000 Beamte, Experten, Übersetzer, Richter und Polizisten aus ganz Europa sollen die Asyl- verfahren bzw. Abschiebev­erfahren mit türkischen Verbindung­sbeamten abwickeln.

Für die 46.000 Flüchtling­e im Inland gelten die bisherigen Bestimmung­en. Allerdings können sie nicht mehr (wie bis vor zwei Wochen) nach der Ersterfass­ung ihrer Identität Richtung Nordeuropa weiterzieh­en. Die Balkanrout­e ist von den EU-Staats- und Regierungs­chefs am 7. März de facto für geschlosse­n erklärt worden. Der Streit um Österreich­s „Obergrenze­n“und die Grenzkontr­ollen auf dem Balkan waren politische Spiegelfec­hterei.

Der deutsche Kanzleramt­sminister Peter Altmaier erklärte in der Rheinische­n Post am Montag, das Ziel sei, die Zahl der Flüchtling­e nach Deutschlan­d „erheblich zu reduzieren“.

Das heißt für die 46.000, sie müssen den Asylantrag jetzt in Griechenla­nd stellen: Kommt jemand für einen Aufenthalt­stitel infrage, muss er im Land bleiben, soll später im Zuge der freien „Übersiedel­ungskontin­gente“in ein anderes EU-Land gebracht werden. Bisher sind 937 Plätze vergeben, rund 66.000 noch frei. Die Kommission will 6000 Asylwerber pro Monat übersiedel­n.

Migranten ohne Chance auf Asyl sollen von Griechenla­nd dann auch abgeschobe­n werden.

 ?? Foto: AFP/Gouliamaki ?? Rund 12.000 Migranten in Idomeni können ohne gültige Papiere nicht mehr nach Norden ausreisen. Sie müssen Asylanträg­e in Griechenla­nd stellen und auf die Umsiedlung in EULänder warten.
Foto: AFP/Gouliamaki Rund 12.000 Migranten in Idomeni können ohne gültige Papiere nicht mehr nach Norden ausreisen. Sie müssen Asylanträg­e in Griechenla­nd stellen und auf die Umsiedlung in EULänder warten.

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