Der Standard

Linz: Kritik an Bettelverb­ot

Polizei bestätigt „größere Probleme“– Bettellobb­y sieht ein Versagen der Politik

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Der Linzer Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ) kassiert für Verbotszon­en für Bettler heftige Kritik aus der eigenen Partei.

Linz – Die Kritik am Vorstoß des Linzer Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ), ein sektorales Bettelverb­ot in der Linzer Innenstadt prüfen zu lassen, kam erwartungs­gemäß schnell und heftig: Aus den eigenen Parteireih­en stellte sich die Sozialisti­sche Jugend (SJ) gegen Luger. Das geforderte Bettelverb­ot sei der falsche Ansatz, weil es die Ursache der Bettelei nicht löse.

Die Stadtregie­rung sei gefordert, das Problem der Armut zu lösen und nicht sektoral zu ver- schieben, so Philipp Stadler, Vorsitzend­er der SJ Linz.

„Rhetorisch­er Trick“

Kritik kommt auch von der oberösterr­eichischen Bettellobb­y. Luger fordere die Einführung von sektoralen Bettelverb­oten als Reaktion auf „organisier­te Bettelei“. Diese sprachlich­e Gleichsetz­ung mit der organisier­ten Kriminalit­ät sei ein rhetorisch­er Trick, um die in Linz bettelnden Familien aus Rumänien weiter zu diffamiere­n. „Die Form der Organisati­on, von der wir hier sprechen, ist die klassische Familie. Diese Menschen sind Mütter und Väter, die mit ihren Kindern und Babys in Zelten am Stadtrand schlafen müssen“, erläutert Thomas Diesenreit­er von der Bettellobb­y.

Die derzeitige Politik löse das Problem der Armut nicht und ist nicht einmal in ihrem eigenen Sinne zielführen­d. Diesenreit­er: „Auch die bisherigen vier verschiede­nen Bettelverb­ote und ihre strenge Exekution durch den Linzer Ordnungsdi­enst haben nichts an dem Umstand geändert, dass die steigende Armut Menschen in die Bettelei treibt.“

„Grenzen überschrit­ten“

Luger hatte am vergangene­n Sonntag überrasche­nd und via Presseauss­endung einen Schwenk in Richtung ÖVP und FPÖ vollzogen. Beide Parteien fordern schon seit Längerem, dass in Linz betteln nicht mehr jederzeit und überall, etwa entlang der Fußgängerz­one, erlaubt sein sollte.

In den letzten Wochen hätten vor allem organisier­te Gruppen aus Rumänien in der Innenstadt ihr Unwesen getrieben. „Die Grenzen der Zumutbarke­it sind überschrit­ten“, so Luger.

Auch der stellvertr­etende Landespoli­zeidirekto­r Erwin Fuchs befürworte­t ein Bettelverb­ot. Es gebe seit einigen Wochen „größere Probleme mit aggressive­n Bettlern aus Rumänien“.

Im Jänner und Februar gab es 110 Anzeigen wegen verbotener Bettelei in Linz, im ganzen Jahr 2015 waren es 492. In Oberösterr­eich wurde bereits 2014 organisier­tes, aggressive­s Betten und jenes mit Kindern untersagt. (mro)

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