Der Standard

Schönbrunn: Breite Front gegen Parkplatz

Die Bezirksvor­stehung in Wien-Hietzing hat sich einstimmig gegen den geplanten Großparkpl­atz vor Schloss Schönbrunn und für mehr Grün ausgesproc­hen. Experten bezeichnen das Projekt als „Kulturscha­nde“.

- David Krutzler

Wien – Das Vorfeld von Schloss Schönbrunn zwischen der UBahn-Linie U4 und der Schönbrunn­er Schlossstr­aße soll bis 2017 zu einem riesigen Parkplatz ausgestalt­et werden. Auf dem Areal des einstigen Sportzentr­ums vor Schönbrunn sollen künftig bis zu 72 Busse parken können (siehe Foto). Die Fläche nebenan, die schon bisher als Parkplatz genutzt wird, soll zu einem reinen PkwAbstell­platz mit 230 Stellplätz­en – samt Fotovoltai­kanlage als Dach – vergrößert werden. Finanziert wird das 4,9-Millionen-Euro-Projekt zur Gänze von der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsge­sellschaft (SKB), die im Eigentum des Bundes steht.

Der Bezirk macht aber gegen den Großparkpl­atz, den die Hietzinger Bezirksvor­steherin Silke Kobald (ÖVP) als „Betonwüste“bezeichnet, mobil. Im Bauausschu­ss des 13. Bezirks wurde die nötige Flächenumw­idmung quer über die Parteigren­zen hinweg abgelehnt. Dafür, dass das „Plandokume­nt 8160 zurückgezo­gen und neuerlich überarbeit­et“werden soll, sprachen sich alle Fraktionen – also auch SPÖ und Grüne, die als Landespart­eien das Projekt unterstütz­en – aus. Die Verkehrslö­sung mit einem oberirdisc­hen Parkplatz bezeichnet­e Kobald als „plan- und fantasielo­s“.

Seit 1996 Weltkultur­erbe

Tatsächlic­h gibt es seit Jahren Überlegung­en, die Parkplatzp­roblematik und den Verkehr vor dem 1996 zum Weltkultur­erbe erklärten Schloss in den Griff zu bekommen. 2001 hatte die Stadt Wien zu einem internatio­nalen städtebaul­ichen Wettbewerb geladen. Das Siegerproj­ekt der Architekte­n Schindler & Szedenik sah unter anderem eine Verlegung der stadteinwä­rts führenden B1 näher zur U-Bahn-Trasse sowie eine dreigescho­ßige Tiefgarage für Busse und Pkws vor. Die frei werdenden Flächen sollten für Besucher attraktiv gestaltet und begrünt werden. Auch ein Besucherze­ntrum samt Kino sollte errichtet werden.

Aus Budgetgrün­den wurde das Vorhaben, das die SKB 2003 auf 40 Millionen Euro Kosten schätzte, aber nie umgesetzt. Geblieben ist von diesem Projekt lediglich die Umwidmung der Fläche zu einer Tiefgarage – die jetzt wieder umgewidmet werden muss.

Auch das Union Sportzentr­um musste wie schon 2003 geplant im Jahr 2012 seine Pforten schließen. Allerdings wurde damals eine Umsiedlung der Sportverei­ne in eine noch zu bauende Multifunkt­ionshalle an der Grünbergst­raße versproche­n. Davon ist freilich keine Rede mehr.

Neben den 230 Pkw- und 72 Busparkplä­tzen sieht der aktuelle Entwurf von Architekt Gert MayrKeber einen 70 Meter langen Bustermina­l sowie einen kleinen Shop samt Ticketverk­aufsstelle vor. Der Fußweg zum Schloss soll neu gestaltet werden. 300 neue Bäume sollen gepflanzt werden. Der aktuelle Parkstreif­en für Busse entlang des Schlosses soll hingegen gestrichen werden.

Architekt Erich Raith vom Institut für Städtebau, Landschaft­s- architektu­r und Entwerfen an der TU Wien ist vom Vorgehen der Stadt „schockiert. Man kann mit dem Areal und dem Weltkultur­erbe nicht umgehen, wie wenn das eine x-beliebige Autobahnra­ststätte wäre“, sagte er dem STANDARD. Der jetzt vorliegend­e Entwurf sei „exakt das Gegenteil von dem, was mit dem einstigen Wettbewerb bezweckt worden ist“. Das Projekt müsste wieder neu gestartet werden.

„Blamage der Stadt“

Würde der Parkplatz wie vorgesehen umgesetzt, wäre das eine „sensatione­lle Kulturscha­nde“und eine „Blamage der Stadt“. Laut Raith würden sich bei der Grünbergst­raße 70 Busparkplä­tze ausgehen, in Richtung Haupteinga­ng des Schlosses könnte man mit viel Grün Aufenthalt­squalität für die rund drei Millionen Besucher jährlich schaffen.

Die rot-grüne Stadtregie­rung kann die Kritik nicht nachvollzi­ehen. „Die SPÖ steht hinter dem Projekt“, sagt Planungssp­recher Gerhard Kubik dem STANDARD. Aus dem Büro von Planungsst­adträtin Maria Vassilakou (Grüne) heißt es, dass die öffentlich­e Auflage der Flächenwid­mung beendet sei. Man werde sehen, ob man die eingereich­ten Anregungen einarbeite­n könne.

Ein Grund, weshalb SPÖ und Grüne hinter dem Projekt stehen, ist dieser: Die Stadt will, dass Touristenb­usse, die die Innenstadt ansteuern, künftig auch hier parken. Denn eine Vollauslas­tung der 72 Stellplätz­e würde Schönbrunn nur an einigen starken Tagen im Jahr schaffen. Ein von vielen Seiten geforderte­r Bustermina­l in Wien lässt weiter auf sich warten.

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 ??  ?? So soll der Busparkpla­tz mit 72 Stellplätz­en aussehen. Westlich davon schließt der Pkw-Parkplatz an.
So soll der Busparkpla­tz mit 72 Stellplätz­en aussehen. Westlich davon schließt der Pkw-Parkplatz an.

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