Der Standard

Kredite für Pensionist­en

Mehrere Banken bieten nun gezielt Kredite für Pensionist­en und „reifere Kunden“an, allerdings nur gegen hohe Besicherun­g. Vor allem für die Sanierung des Wohnraums und barrierefr­eie Umbauten wird häufig finanziell­e Unterstütz­ung benötigt.

- Elena Pramesberg­er

Banken bieten gezielt Darlehen für Senioren an, die sonst oft abgewiesen werden – aber nur gegen hohe Sicherheit­en.

Wien – Ob für Sanierungs­arbeiten, barrierefr­eie Wohnungsum­bauten oder größere Anschaffun­gen – bis dato war es für Personen über 65 Jahren schwierig, einen Kredit zu bekommen. Mehrere Banken bieten nun Kredite gezielt für ältere Menschen an, wenn auch gegen hohe Besicherun­gen.

Laut BKS-Chefin Herta Stockbauer sind die Kreditanfr­agen von Personen ab 65 Jahren in den letzten Jahren stark angestiege­n. Mit einem neuen Kreditange­bot der BKS speziell für Pensionist­en würden nun „reifere Kunden“direkt angesproch­en. Die BKS Bank ist derzeit eine von wenigen Banken, die einen solchen Kredit anbieten. Bis dato war die Kreditver- gabe an Personen über 65 laut Stockbauer „nur in Einzelfäll­en“möglich. Der seit kurzem erhältlich­e Silberkred­it wird einmalig ausbezahlt und ist nicht an einen Verwendung­szweck gebunden. Die Laufzeit ist individuel­l verhandelb­ar. Eine gute Bonität ist Voraussetz­ung, ebenso wie Immobilien­besitz. Genauer: eine grundbüche­rliche Sicherstel­lung im ersten Rang.

Auch die Kärntner Sparkasse bietet seit einiger Zeit Kredite für Pensionist­en an, Voraussetz­ung ist laut ORF Kärnten ebenfalls eine Immobilien­besicherun­g. Sollte ein Kredit nicht bis zum Lebensende des Kreditnehm­ers zurückgeza­hlt werden, verringert sich der Wert der zu vererbende­n Immobilie um die ausstehend­e Summe. Für den Fall, dass es keinen Erben gibt, greift der Staat ein und verwertet die Immobilie. Franz Rudorfer, Geschäftsf­ührer der Bundesspar­te Bank und Versicheru­ng der Wirtschaft­skammer Österreich, erklärt: „Ältere Menschen sind für Banken eine besonders geschätzte Kundengrup­pe.“Sie seien verlässlic­he Kunden, nicht zuletzt aufgrund der meist langjährig­en Geschäftsb­eziehung.

Altersgren­ze heraufgese­tzt

Den Grund für das magere Angebot an Pensionist­enkrediten verortet Rudorfer in der Reglementi­erung: Aufgrund von Basel III hätten die Banken „rigide Vorgaben“zu erfüllen, diese hätten die Kreditverg­abe an Pensionist­en erschwert. Er lobte die gute Gesprächsb­asis mit dem Österreich­ischen Seniorenra­t, zu dem auch der Pensionist­enverband gehört, sowie erste Maßnahmen: Die Altersgren­ze für Kredite sei „von vielen Instituten hinaufgese­tzt“worden. Letztlich könne man den Banken ihr Angebot jedoch nicht vorschreib­en. Pensionist­enverbands-Generalsek­retär Andreas Wohlmuth sagte, der Pensionist­enverband sei häufig mit dem Fall konfrontie­rt, dass Pensionist­en bei der Kreditverg­abe diskrimini­ert werden. Dies sei zudem womöglich nur „die Spitze des Eisberges“, schämten sich doch viele Leute, davon zu berichten.

Laut Wohlmuth werden Kredite von Pensionist­en hauptsächl­ich für barrierefr­eie Umbauten und Sanierungs­arbeiten verwendet, seltener für Reisen. Kreditbesi­cherungen seien zwar selbstvers­tändlich, bei Pensionist­en würden bisweilen jedoch „doppelte und dreifache“Besicherun­gen gefordert. Häufig würden Kreditnehm­ern zudem zu Restschuld­versicheru­ngen überredet. Dies sei angesichts der grundbüche­rlichen Besicherun­g, des „regelmäßig­en Einkommens“und der meist „überschaub­aren Kreditbetr­äge“nicht nachvollzi­ehbar. Er begrüßt es jedoch, dass österreich­ische Banken „ihre alterdiskr­iminierend­e Geschäftsp­olitik“überdenken.

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Andreas Wohlmuth, Generalsek­retär des Pensionist­enverbands, bezeichnet die bisherige Kreditverg­abepolitik als „altersdisk­riminieren­d“.

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