Der Standard

Die kräftige Stimme des roten Kandidaten

Nedeljko Bilalic ist der Kampagnenl­eiter von Rudolf Hundstorfe­r. Der Ex-Sprecher von Kanzler Faymann setzt auf die Erfahrung und die Persönlich­keit des Kandidaten. Optimismus ist sein Geschäft.

- Michael Völker Nedeljko Bilalic

Wien – Nedeljko Bilalic war vier Jahre lang der Pressespre­cher von Bundeskanz­ler Werner Faymann – und wurde mitunter auch für dessen Leibwächte­r gehalten. „Neddy“ist fast zwei Meter groß, und sein serbischer Background verführt ihn gelegentli­ch zu einem grimmigen Auftritt, auch wenn der 37-Jährige ein grundfröhl­icher Mensch ist, der gerne und viel lacht. Mittlerwei­le ist Bilalic als Pressespre­cher zu Kanzleramt­sminister Josef Ostermayer gewechselt, aktuell ist er Kampagnenl­eiter des SPÖ-Präsidents­chaftskand­idaten Rudolf Hundstorfe­r.

Kurz vor Weihnachte­n habe ihn „der Rudi“gefragt, und Bilalic zögerte nicht. Auch wenn die Umfragewer­te derzeit auf einen guten vierten Platz deuten, zeigt sich Bilalic davon überzeugt, dass es Hundstorfe­r in die Stichwahl schaffen werde. Ob er dort dann auf den Grünen Alexander Van der Bellen oder den Freiheitli­chen Norbert Hofer treffen werde, sei egal. Der SPÖ-Kandidat könne gegen beide bestehen.

In der aktuellen Kampagne versucht das SPÖ-Team die soziale Kompetenz und vor allem die Erfahrung ihres Kandidaten hervorzuhe­ben. Der Slogan „Mit Sicherheit immer für uns“soll das unterstrei­chen. Der ehemalige Sozialmini­ster sei ein Macher, einer, der anpackt, und jedenfalls der einzige Kandidat, der unmittelba­r Verantwort­ung getragen habe. Im Wahlkampf gehe es jetzt darum, seine Erfahrung zu betonen.

Dass das negative Image der Bundesregi­erung ein Handicap für Hundstorfe­r darstellen könnte, glaubt Bilalic nicht. Hundstorfe­r werde vor allem in der direkten Auseinande­rsetzung mit den anderen Kandidaten punkten. Distanz zur SPÖ suche man keine, das wäre auch nicht glaubwürdi­g: „Man weiß, woher der Rudi kommt und was seine Gesinnung ist. Er steht mit seiner Persönlich­keit für die Breite der SPÖ.“

In seiner politische­n Sozialisie­rung beruft sich Bilalic auf Bruno Kreisky. Seine Eltern kamen als Gastarbeit­er in den frühen Siebzigerj­ahren nach Wien, die Mutter Serbin, der Vater Bosnier. Da sei es auf der Hand gelegen, sich den Sozialdemo­kraten anzunähern. Nach der Matura begann Bilalic ein Jusstudium, geriet dann aber in die Fänge der SPÖ. Erst arbeitete er im Callcenter der Bundespart­ei, im Nationalra­tswahlkamp­f 1999 lernte er schließlic­h Laura Rudas ken- nen. Die beiden engagierte­n sich gemeinsam in der Sektion Rudolfshei­m-Fünfhaus und gründeten dort eine eigene Jugendsekt­ion. Bilalic wurde Bezirksrat, Bezirksvor­steher-Stellvertr­eter und arbeitete beim Magistrat. 2008 wurde Laura Rudas mit 28 Jahren überrasche­nd Bundesgesc­häftsführe­rin. Faymann setzte große Stücke auf sie. Und Rudas machte Bilalic zum Kommunikat­ionschef der SPÖ.

2011 holte Faymann den „Neddy“als Sprecher ins Kanzleramt. „Es war eine extrem spannende, extrem herausford­ernde und extrem lehrreiche Zeit“, sagt Bilalic. „Ich bin wirklich dankbar dafür.“

Bilalic war nicht nur ein Dienstleis­ter für die Journalist­en, sofern Faymann dies in seiner selektiven Wahrnehmun­g der Medien zuließ, er war auch ein Überzeugun­gstäter. Die Anliegen seines Chefs vertrat er fast mit missionari­schem Eifer. Er hatte den Auftrag, seinen Chef gut zu verkaufen, Serienstar­t verinnerli­cht – und ließ sich von Rückschläg­en in diesem Ansinnen kaum entmutigen. Dass er an Ostermayer­s Seite schließlic­h ein wenig zurücktret­en musste, habe ihn nicht irritiert: „Alles, was diese Regierung macht, geht über Ostermayer­s Schreibtis­ch.“Ihn selbst habe es sowieso nie ins Scheinwerf­erlicht gedrängt – „es steht die Botschaft im Vordergrun­d, der Chef steht im Vordergrun­d, nicht ich selbst“. Derzeit heißen Botschaft und Chef Rudolf Hundstorfe­r, das Ziel ist die Hofburg, vorerst einmal die Stichwahl.

Angestellt ist Bilalic, der verheirate­t ist, ein kleines Kind und einen jungen Hund hat, nach wie vor bei der SPÖ, nach dem Wahlkampf kehrt er als deren Leihgabe voraussich­tlich wieder zu Ostermayer zurück. Wenn nicht doch die Hofburg ruft.

Morgen: Lothar Lockl

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 ??  ?? Fröhlicher und freundlich­er, als er auf den ersten Blick wirkt: Hundstorfe­rs Manager „Neddy“Bilalic.
Fröhlicher und freundlich­er, als er auf den ersten Blick wirkt: Hundstorfe­rs Manager „Neddy“Bilalic.

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