Doppelsieg für Patrice Talon in Benin
Baumwoll-Magnat wird neuer Präsident im westafrikanischen Land
Aufatmen in der Wirtschaftsmetropole Cotonou: Nach wochenlangen Diskussionen, Spekulationen und Gerüchten ist endlich klar, dass der gut 10,6 Millionen Einwohner zählende westafrikanische Staat künftig von Patrice Talon (57) regiert wird. In der Stichwahl um das Präsidentenamt setzte er sich am Sonntag überraschend deutlich mit 65 Prozent gegen Lionel Zinsou durch.
Im ersten Wahlgang hatte der 61-jährige Banker noch vorn gelegen und mit 28 Prozent das beste Ergebnis geholt.
Zinsou hatte schon in der Nacht zu Montag seinem Kontrahenten zum Sieg gratuliert. Die nationale autonome Wahlkommission Cena bestätigte dann das Ergebnis am Montagnachmittag.
Zwar wirkte Zinsou präsenter als Talon, doch Letzterem gelang es, sich als Mann des Volkes zu platzieren. Dabei dürfte der Geschäftsmann, der laut Forbes mit einem Vermögen von 400 Millio- nen US-Dollar der reichste Beniner ist, weit entfernt von den Alltagssorgen seiner Landsleute sein.
Der Staat wird zwar gerne als Musterdemokratie gelobt, der vor 25 Jahren der friedliche Wechsel zum Mehrparteiensystem gelang; wirtschaftlich tut sich in dem Land, das hauptsächlich Baumwolle exportiert, jedoch schon seit Jahren kaum noch etwas. Gerade im Vergleich zum großen Nachbarn Nigeria wirkt es sehr verschlafen.
Viele Beniner kritisieren vor allem die massive Verschwendung von Staatsgeldern durch den bisherigen Präsidenten Boni Yayi. Korruption im Kleinen lähmt das System zusätzlich. Zinsou sollte die Macht von Yayi übernehmen, was die Wähler am Sonntag jedoch deutlich boykottierten. Die Sorge, dass Letzterer weiter mitregiert, war zu groß – und auch der Ärger darüber, dass der 61-Jährige erst vor nicht einmal einem Jahr ins Land gekommen war. Zinsou, Sohn einer Französin und eines Beniners, hat fast sein ganzes Leben auf dem Territorium der einstigen Kolonialmacht verbracht. Im Juni 2015 machte Yayi ihn zum Premierminister und Kronprinzen.
Die Wahl Talons, der ebenfalls viel Zeit im Ausland verbringt, gilt deshalb mindestens genau so stark wie ein Protest gegen Yayi.
Ironie der Politik
Ironischerweise ist der Wahlsieger aber viel stärker als Zinsou mit den alten Strukturen verbandelt. Der Geschäftsmann finanzierte beide Wahlkämpfe des Noch-Präsidenten. Erst als dieser mithilfe einer Verfassungsänderung ein drittes Mal antreten wolle, entschied Talon: Es reicht. Er lehnte die finanzielle Unterstützung des Coups ab. Yayi warf ihm dann vor, er hätte ihn vergiften wollen. Nach mehreren Jahren im französischen Exil konnte Talon jedoch im Spätherbst 2015 zurück in sein Heimatland kommen.
Mit dem clever gewählten Zeitpunkt machte Talon sofort seine Ambitionen auf das höchste Amt im Staat deutlich, das Präsident Yayi nun ausgerechnet an seinen ärgsten Feind verloren hat. Die formelle Machtübergabe findet am 6. April statt.