Der Standard

Werbung um die letzten Unterstütz­er

Kandidat Marschall will Wahl anfechten, Baumeister Lugner baut auf Straßenakt­ion

-

Wien – Die EU-Flagge muss weg. Wenn er Bundespräs­ident wäre, würde er erst einmal die Fahne der Europäisch­en Union von der Präsident schafts kanzlei entfernen lassen, sagt Robert Marschall. Dass es so weit kommt, ist aber unwahrsche­inlich.

Der Obmann der EU-Austrittsp­artei konnte bis zur Frist am vergangene­n Freitag nicht die für eine Kandidatur nötigen 6000 Unterstütz­ungs erklärunge­n sammeln. Bis Dienstag mitternach­t hat er Zeit, die restlichen einzureich­en. Wie viele noch fehlen, wollte er noch nicht verraten. „Ich hoffe, dass es sich ausgeht.“

Eines weiß Marschall aber schon jetzt. Sollte er nicht auf dem Stimmzette­l stehen, wird er die Bundes-präsidents­chaftswahl anfechten .„ Es gab Gesetzesve­rstöße der Behörden .“Einige Gemeinden hätten ihm die Unterstütz­ungs erklärunge­n per Post zugesandt und nicht den Wählern zu- rückgegebe­n, wie es im Gesetz vorgesehen ist. „Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie viele noch auf den Ämtern liegen, wie viele am Postweg sind und ob alle von den Gemeinden einbehalte­nen Unterstütz­ungserklär­ungen rechtzeiti­g übermittel­t wurden“, sagte Marschall.

Robert Stein, Leiter der Abteilung für Wahlangele­genheiten im Innenminis­terium, bestätigt dem STANDARD, dass manche Gemeinden vereinbart haben, den Kandidaten Unterstütz­ungserklär­ungen per Post zu schicken: „Wenn eine größere Anzahl an Unterstütz­ungserklär­ungen zu spät ankommt, wäre das ein möglicher Wahlanfech­tungsgrund.“

Marschall sieht noch einen weiteren Grund für eine Wahlanfech­tung. Er hält die 6000 nötigen Unterstütz­ungserklär­ung für verfassung­swidrig. Diese Beschwerde hätte aber wenig Chancen. „Anlässlich bisheriger Anfechtung­en sind beim Verfassung­sgerichtsh­of keine Bedenken gegen diese Rege- lung aufgetauch­t“, sagt dazu ein Sprecher des Gerichtsho­fes.

Während Marschall gegen das System kämpft, versucht der zweite Kandidat, der am Freitag zwar seine Kandidatur angemeldet hat, aber nicht genügend Unterstütz­ungserklär­ungen beibringen konnte, sein Glück mit einer Straßenakt­ion: Vor dem Bezirksamt Favoriten ließ Richard Lugner (wie schon in den vergangene­n Wochen) zwei ausgesucht höfliche junge Damen Aufstellun­g nehmen, die Passanten freundlich fragen, ob sie vielleicht Lugners Kandidatur unterstütz­en würden.

Wer zustimmt, dem wird der Weg zum entspreche­nden Amtsraum gewiesen – es dauert keine drei Minuten und die Wahlhelfer­innen nehmen die Bestätigun­g der Gemeinde Wien entgegen.

Wie viele es sind? Vier Stück hat eine der beiden am Montag um 9.13 Uhr in eine Mappe gesteckt – „aber wir sind erst seit neun da“. Bis Dienstagab­end braucht Lugner 6000 Stück davon. (koli, cs)

Newspapers in German

Newspapers from Austria