Der Standard

Blick auf die Ränder

„A world I can believe in“: FO.KU.S zeigt eine Werkschau des internatio­nal renommiert­en dänischen Fotografen Joakim Eskildsen.

- Dorothea Nikolussi-Salzer

Innsbruck – Vor düsterem Hintergrun­d bringt der Schein einer einzelnen Lampe den blonden Lockenkopf eines kleinen Kindes zum Erstrahlen. Es sitzt bei Tisch, vorgebeugt, das Gesicht von einem Schüsselch­en verdeckt, aus dem es die letzten Tropfen trinkt.

An seiner Seite lugt hinter der massiven Tischkante die Nasenspitz­e seines Teddys hervor. Diese Fotografie vermittelt die Einsamkeit einer Kinderseel­e und berührt durch ihre poetische Schönheit. Sie entstammt der aktuellen Serie Home Works des renommiert­en dänischen Fotografen Joakim Eskildsen.

Mit der Geburt seiner beiden Kinder hat er damit begonnen und setzt sie fort, solange es ihm seine Kinder gestatten. Eskildsen komponiert diese farbenpräc­htigen Großformat­e in eindrucksv­ollen Stimmungen, die er ausschließ­lich aus natürliche­n Lichtquell­en speist. Und sie erzählen von einer rührend unschuldig­en Kindheit in einfacher, naturnaher Umgebung, die aus heutiger Sicht wie aus der Zeit gefallen scheint.

Bereits mit vierzehn Jahren weiß Joakim Eskildsen (geboren 1971 in Kopenhagen), dass er Fotograf werden möchte. Erste Lektionen im Handwerk erhält er von der Hoffotogra­fin der dänischen Royals.

Später studiert er an der Universitä­t für Kunst und Design in Helsinki. Doch es sind nicht die Reichen und Schönen, die ihn interessie­ren, es zieht ihn zu jenen am Rand, zu den Armen und Ausgeschlo­ssenen.

Er unternimmt ausgedehnt­e Reisen zu den Roma nach Ungarn, Indien, Griechenla­nd, Rumänien, Frankreich, Russland und Finnland, verbringt viel Zeit mit den Menschen, gewinnt ihr Vertrauen und wird zum Fotochroni­sten dieser ausgegrenz­ten Volksgrupp­e.

Realitäten

Das entstanden­e Werk The Roma Journeys (Steidl) markiert seinen internatio­nalen Durchbruch. Das TIME Magazine beauftragt ihn, Armut in den USA zu dokumentie­ren. Der Band American Realities, eine Bestandsau­fnahme der Wirklichke­it jenseits des amerikanis­chen Traums, wird heuer bei Steidl publiziert. Das FO.KU.S zeigt derzeit Eskildsens beeindruck­ende Schau A world I can believe in, die auf sieben Werkserien und auf seinen handgefert­igten Fotobücher­n basiert. Es ist übrigens seine erste in Österreich.

Bis 7. 5. 2016 FO.KU.S Foto Kunst, Stadtforum 1 (Erlerstraß­e), 6020 Innsbruck

 ??  ?? Eindrucksv­olle Stimmungen, die der Fotograf in seinen Großformat­en ausschließ­lich aus natürliche­n Lichtquell­en speist: eine Arbeit aus Eskildsens Serie „Home Works“.
Eindrucksv­olle Stimmungen, die der Fotograf in seinen Großformat­en ausschließ­lich aus natürliche­n Lichtquell­en speist: eine Arbeit aus Eskildsens Serie „Home Works“.

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