Der Standard

Gleiche Bezahlung im Tennis infrage gestellt

Turnierche­f von Indian Wells sieht Frauen im Schlepptau der Männer und schämt sich dann dafür

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Indian Wells – Raymond Moore, der einflussre­iche Direktor des Tennisturn­iers in Indian Wells, sorgte mit abfälligen Kommentare­n über das Damentenni­s einerseits für Empörung, anderersei­ts aber auch für Neidreflex­e. „Wenn ich eine Spielerin wäre, würde ich jeden Abend auf die Knie gehen und Gott dafür danken, dass Roger Federer und Rafael Nadal geboren wurden. Denn die haben diesen Sport getragen“, sagte Moore (69) am Finaltag des Events in Kalifornie­n, das sowohl die Vereinigun­g der Tennisprof­is (ATP) als auch deren weibliches Pendant ( WTA) nur eine Kategorie unter den vier Grand-Slam-Turnieren führen. Die WTA, sagte der Südafrikan­er Moore zu Journalist­en, befinde sich lediglich „im Schlepptau der Männer“und treffe keine eigenen Entscheidu­ngen.

Die Äußerungen des ehemaligen Daviscupsi­egers (1974), der seit 2012 das Turnier in Indian Wells als Manager für Geldgeber Oracle von Milliardär Larry Ellison leitet, sorgten bei den Spielerinn­en naturgemäß für Empörung. „Wir Frauen sind einen langen Weg gegangen und sollten niemals vor irgendjema­ndem auf die Knie fallen“, sagte Serena Williams nach ihrer 4:6, 4:6Finalnied­erlage gegen die Weißrussin Viktoria Asarenka. „Wenn ich Ihnen sagen sollte, wie oft ich täglich von Leuten angesproch­en werde, die mir erzählen, dass sie nur Tennis schauen, wenn meine Schwester Venus oder ich spielen – ich könnte Ihnen nicht einmal die genaue Zahl nennen“, sagte die 34- jährige US-Amerikaner­in. Die zwölffache Grand-Slam-Turniersie­gerin Billie Jean King, eine Vorkämpfer­in für die Gleichbere­chtigung und gleiche Preisgelde­r im Tennis sowie Mitbegründ­erin der WTA-Tour, zeigte sich „enttäuscht“von Moores Äußerungen. „Er liegt auf so vielen Ebenen falsch. Jeder Spieler, vor allem die Topleute, tragen zu unserem Erfolg bei“, twitterte die 72-jährige Tennislege­nde.

Moore entschuldi­gte sich zwar bei den Spielerinn­en und der WTA für seine „irrtümlich­en“und „extrem geschmackl­osen“Kommentare, erhielt aber unverhofft Unterstütz­ung vom Primus der Szene, Novak Djokovic, der am Sonntag im Finale von Indian Wells den Kanadier Milos Raonic innert 78 Minuten mit 6:2, 6:0 abgefertig­t hatte. Der Serbe mahnte Moore einerseits zur Fairness („Die Bemerkunge­n sind politisch nicht korrekt“), sprach sich aber für eine Umverteilu­ng des Preisgelde­s aus. Demnach solle es in Relation zu Zuschauerz­ahlen, Aufmerksam­keit und verkauften Tickets stehen – ein klarer Appell gegen gleiche Bezahlung für Damen und Herren.

Seit 2007 gibt es bei den vier Grand-SlamTurnie­ren und bei den „Combined-Masters-1000“-Turnieren wie Indian Wells das gleiche Preisgeld für Damen und Herren. In Indian Wells waren es je rund sieben Millionen Dollar. Vor allem die kleineren und mittleren Turniere sind bei den Damen aber deutlich schlechter dotiert. (APA, lü)

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Foto: APA/AFP/Beck Mister Moore findet seine Worte selbst geschmackl­os.

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