Wer Wind sät
Zunächst ging es darum zu bekennen, wie lange man Donald Trump fälschlicherweise für einen harmlosen Clown gehalten hatte. Hanno Settele, ehemaliger USA-Korrespondent des ORF, zitierte seinen eigenen Tweet von vor einem halben Jahr, in dem er Trumps politische Relevanz mit einer Scheibe Altbrot verglich.
Und auch die ehemalige Reagan-Mitarbeiterin und US-Botschafterin in Österreich, Helene von Damm, musste zugeben, dass sie die Kandidatur des Parteikollegen nicht ernst genommen hat. Die Republikanerin in der Runde war aber dadurch entschuldigt, dass sie die beiden letzten Male für Obama gestimmt hatte.
Überhaupt war man sich Sonntagabend Im Zentrum darüber einig, dass es nun an der Zeit sei, den bedrohlichen Polterer, über dessen Frisur man mittlerweile auch schon besse- re Witze gehört hat, als eine unberechenbare Gefahr zu sehen.
Für die Diskussion erwies sich dieser Konsens als eher unzweckmäßig. Der Politikwissenschafter Reinhard Heinisch wies darauf hin, dass die Grand Old Party mit Trump das bekäme, was sie seit Jahren verdiene. Der Regisseur Robert Dornhelm nahm als Einziger die Medien in die Pflicht und warnte betroffen vor dem „faschistoiden“Milliardär, und die USJournalistin Dardis McNamee konnte aus anderem Grund kein Verständnis für Trump aufbringen: „Zu erklären ist es nicht leicht, zu verstehen versuche ich es jeden Tag.“
Fast wäre es so weit gewesen und man hätte dieser Sendung, in der ständig vom Establishment die Rede war, einen Hauch von Trump gewünscht. Aber nur fast, denn wie nicht nur der bibelfeste Flügel der Republikaner weiß: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. pderStandard. at/TV-Tagebuch