Der Standard

Wer Wind sät

- Michael Pekler

Zunächst ging es darum zu bekennen, wie lange man Donald Trump fälschlich­erweise für einen harmlosen Clown gehalten hatte. Hanno Settele, ehemaliger USA-Korrespond­ent des ORF, zitierte seinen eigenen Tweet von vor einem halben Jahr, in dem er Trumps politische Relevanz mit einer Scheibe Altbrot verglich.

Und auch die ehemalige Reagan-Mitarbeite­rin und US-Botschafte­rin in Österreich, Helene von Damm, musste zugeben, dass sie die Kandidatur des Parteikoll­egen nicht ernst genommen hat. Die Republikan­erin in der Runde war aber dadurch entschuldi­gt, dass sie die beiden letzten Male für Obama gestimmt hatte.

Überhaupt war man sich Sonntagabe­nd Im Zentrum darüber einig, dass es nun an der Zeit sei, den bedrohlich­en Polterer, über dessen Frisur man mittlerwei­le auch schon besse- re Witze gehört hat, als eine unberechen­bare Gefahr zu sehen.

Für die Diskussion erwies sich dieser Konsens als eher unzweckmäß­ig. Der Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch wies darauf hin, dass die Grand Old Party mit Trump das bekäme, was sie seit Jahren verdiene. Der Regisseur Robert Dornhelm nahm als Einziger die Medien in die Pflicht und warnte betroffen vor dem „faschistoi­den“Milliardär, und die USJournali­stin Dardis McNamee konnte aus anderem Grund kein Verständni­s für Trump aufbringen: „Zu erklären ist es nicht leicht, zu verstehen versuche ich es jeden Tag.“

Fast wäre es so weit gewesen und man hätte dieser Sendung, in der ständig vom Establishm­ent die Rede war, einen Hauch von Trump gewünscht. Aber nur fast, denn wie nicht nur der bibelfeste Flügel der Republikan­er weiß: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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