Der Standard

Mikl-Leitners Bärendiens­t

- Irene Brickner

Wutbürger, Politikver­drossene, Flüchtling­sfeinde: Mit der Zuspitzung der asylpoliti­schen Krise im vergangene­n Jahr haben in Österreich Einstellun­gen um sich gegriffen, die tiefes Misstrauen gegen alles, was „die da oben“sagen, mit ebenso tiefer Ablehnung gegen alles Fremde verbinden.

Dabei ist einiges aus dem Lot geraten, wie der Jahresberi­cht 2015 der Anti-Rassismus-Stelle Zara zeigt. Viele Menschen sind bereit, die wildesten im Internet verbreitet­en Gerüchte über „Asylanten“zu glauben, von Supermarkt­plünderung­en über generelle Vergewalti­gungsberei­tschaft männlicher Flüchtling­e bis hin zur frei erfundenen Story über die Bevorzugun­g von Asylwerber­n im Spital, während sich ein herzkranke­r Einheimisc­her vor Schmerzen windet.

Angesichts einer solchen Stimmungsl­age in einem beträchtli­chen Segment der Gesellscha­ft haben verantwort­ungstragen­de Politiker nur eine Pflicht: aufklären und konstrukti­ve Lösungen vorschlage­n, um die Lage zu beruhigen. Keinesfall­s sollten sie Äußerungen tun und Maßnahmen vorschlage­n, die Neid und Furcht vertiefen.

Etwa indem sie – wie es Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r tut – den Ausbau Europas zur „Festung“für notwendig erklären. Das nämlich weckt Assoziatio­nen mit Trutzburge­n und feindliche­n Horden – Bilder, die uralte Vorurteile befördern. Im Sinne von Rassismusm­inderung ist das ein wahrer Bärendiens­t.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria