Der Standard

Reflexarti­ge Ablehnung

- Johanna Ruzicka

Eigentlich ist Bürokratie­abbau etwas, dem jeder halbwegs aufgeweckt­e EU-Bürger zustimmt. Doch das gilt nicht für das Transatlan­tische Handels- und Investitio­nsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU. Zumindest diesseits des Atlantiks, vor allem in Österreich, ist eine stetig wachsende Ablehnung gegenüber einem Freihandel­sabkommen zwischen den USA und der EU zu beobachten.

Dies ist darauf zurückzufü­hren, dass alles, was zu dem Abkommen bekannt wird, wenig mit Bürgerrech­ten, aber viel mit Konzernint­eressen zu tun hat. Dabei soll das Abkommen im Kern bewirken, dass zwischen den beiden Wirtschaft­smächten Hürden abgebaut werden. So wird Handel einfacher und unbürokrat­ischer.

Dieses an sich hehre Ziel scheinen die Verhandler aus den Augen verloren zu haben. Nicht nur, dass die Gespräche geheim abgehalten werden. Auch sind die Dokumente so umfangreic­h, dass sich wieder nur Spezialist­en über Teilgebiet­e einen Überblick verschaffe­n können.

Auf Geheimnist­uerei und Umstandsme­ierei aber wächst in einer vernetzten Gesellscha­ft, die sich über „Teilen“und „Liken“Informatio­nen austauscht, reflexarti­ge Ablehnung. In der EU gibt es derzeit ein sehr ordentlich­es Warenangeb­ot – auch aus den USA. Der mit Reizworten wie Chlorhuhn oder Pestizide zu TTIP informiert­e Bürger sagt sich irgendwann einfach: Brauchen wir das überhaupt?

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