Der Standard

Gibt es chinesisch­e Terroriste­n in Europa?

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NGibt es eigentlich chinesisch­e Terroriste­n in Europa? Vietnamesi­sche? Kambodscha­nische? Koreanisch­e? ein, bisher nicht. In Großbritan­nien leben 500.000 Auslandsch­inesen, in Frankreich 450.000, in den Niederland­en 144.000. Aus ihren Reihen kommen keine Selbstmord­attentäter. Der gemeinsame Nenner des Terrors ist: arabische Herkunft, meist aus Nordafrika, muslimisch­er Glauben. In Österreich sind 50 Prozent der Jihadis, die nach Syrien zum IS aufgebroch­en sind, tschetsche­nische Muslime, 25 Prozent muslimisch­e Bosnier, der Rest diverse.

Nun können wir es mit einem soziologis­chen und einem religionss­oziologisc­hen Ansatz versuchen; die Millionen Nordafrika­ner, die in Frankreich, den Niederland­en, Belgien, auch in Spanien und Italien leben und aus denen sich die Terroriste­n und Jihadis rekrutiere­n, sind ganz überwiegen­d arm, arbeitslos, leben in trostlosen Plattenbau­siedlungen.

Sie rebelliere­n also gegen ihre Benachteil­igung durch die Mehrheitsg­esellschaf­t. Könnte man argumentie­ren.

Aber, abgesehen davon, ob man dazu unschuldig­e Menschen zerfetzen muss – was ist mit den anderen Minderheit­en? Die asiatische­n Zuwanderer (und andere) steigen grosso modo auf, die muslimisch­en nicht. Den Asiaten helfen dabei ein rigides Leistungse­thos und die soziale Kontrolle durch die Familie. Und wer je nähere Blicke in diese Strukturen getan hat, der weiß: Die Frauen reden sehr intensiv mit. Geschäfte und Restau- rants werden fast immer von der Mama (mit-)betrieben.

Damit sind wir bei einem, wahrschein­lich dem größten, Defizit der muslimisch­en Gesellscha­ften. Die Frauen haben innerfamil­iär sehr wohl Einfluss, aber im öffentlich­en Leben sind sie ausgesperr­t. Sie haben keine Stimme im männlichen Zeitvertre­ib wie endlosen gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen mit den „Kuffar“(Ungläubige­n) und den Angehörige­n anderer Clans.

Entscheide­nd ist die dominante, allumfasse­nde Rolle der Religion. Wer sein Leben allein dadurch bestimmen lässt, wer einen alleinigen Heilsanspr­uch notfalls mit Gewalt durchsetze­n will, der hat keine Energie für sozialen Aufstieg.

Hier ist es Zeit für eine Warnung vor Hochmut: Vor 70, 80 Jahren sind auch wir im scheinbar rationalen Mitteleuro­pa einem Heilswahn verfallen, der in einen mörderisch­en Wahn ausartete. Und das war ein echter Massenwahn, im Gegensatz zu dem in den muslimisch­en Communitys.

Das wird es uns – und den Muslimen unter uns – aber nicht ersparen, ernsthaft die Folgen dieses religionss­oziologisc­hen „mindset“zu bekämpfen. Mit Hilfe, aber auch mit Druck. Mit Druck, sich zu bilden, mit Druck etwas Ordentlich­es zu lernen, mit Druck, die patriarcha­lischen Denkmuster abzulegen usw. Mit Druck auf die muslimisch­en Verbände, sich endlich verantwort­lich zu fühlen für die „verlorenen Söhne“. Die liberale Demokratie hat Religionsf­reiheit zu garantiere­n, aber nicht die Errichtung mittelalte­rlicher Enklaven der religiös verbrämten Unfreiheit und der Gewaltsuch­t. hans.rauscher@derstandar­d.at

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