Der Standard

Streiten für das Seelenheil

- Conrad Seidl

Ostereier gibt es in fast jedem Haushalt. Für die Kinder versteckt man sie, das Eiersuchen ist lustig. Aber sie glauben halt nicht mehr an den Osterhasen!, klagen die Eltern. Und die Eltern selbst, was glauben die?

Dass Ostern das Fest der Auferstehu­ng des Herrn Jesus Christus ist, Symbol des ewigen Lebens? Ach, wo!

Das kommt allenfalls jedem Zweiten in den Sinn, besagt die aktuelle Osterumfra­ge des Standard. Aus dieser – und vielen anderen – weiß man, dass es mit dem Glauben in unserem immer noch als christlich geltenden Land nicht weit her ist: Sechs von zehn Österreich­ern finden es falsch, Kindern Ehrfurcht vor Gott beizubring­en. An eine unsterblic­he Seele glauben 55 Prozent; dass man durch Gottes Gnade in den Himmel käme, passt überhaupt nur noch in das Weltbild jedes Vierten.

Man kann diese Befunde als Beleg für den Erfolg der Aufklärung sehen, auch als Beweis dafür, dass die Säkularisi­erung weit fortgeschr­itten ist und im Leben der Menschen kein Platz für Gott und die Kirche geblieben ist.

Interessan­terweise stimmt der letzte Punkt aber auch nicht ganz: So sehr der Glaube an Gott zurückgega­ngen ist, so groß auch die Zahl der aus der Kirche Ausgetrete­nen sein mag – für die Kirche werden durchaus Aufgaben gesehen. Viele beten nicht, gehen allenfalls zu der einen oder anderen Hochzeit, vielleicht auch zu einer Totenmesse in ein Gotteshaus; aber die Rolle der Kirche als Friedensst­ifter wollen diese Menschen doch nicht missen. 50 Prozent der Österreich­er wollen da noch mehr kirchliche­s Engagement. 38 Prozent erwarten von der katholisch­en Kirche gleich viel, 23 Prozent sogar mehr moralische Orientieru­ng in Politik und Gesellscha­ft.

Und in gewisser Weise wird die Kirche ja den Wünschen der Gesellscha­ft auch gerecht: Ihr Engagement für sozial Benachteil­igte, für Todkranke oder auch für Obdachlose wird geschätzt und verstärkt gewünscht – und auch bei der Betreuung von Flüchtling­en weiß man, dass da ohne das Wirken der Kirche bald nichts mehr ginge. ür die katholisch­en Würdenträg­er kann das aber kein befriedige­nder Befund sein. Bei aller Wertschätz­ung für die gelebte Nächstenli­ebe muss man doch einräumen, dass die guten Werke eben nur ein Teil der Verkündigu­ng des Evangelium­s sein können. Das Kerngeschä­ft der Kirche sind sie nicht. Dieses Kerngeschä­ft besteht vielmehr darin, die Menschen zum ewigen Heil zu führen.

Diese Aufgabe wurde in den letzten Jahren vernachläs­sigt. Zu sehr hat sich die Kirche mit sich selbst, mit der gewiss wichtigen Aufarbeitu­ng ihrer Skandale beschäftig­t. Zu gern hat sie sich ihrer gesellscha­ftlich anerkannte­n sozialen Berufung hingegeben. Aber die Erfüllung dieser beiden Aufgaben wird niemanden zurück zum Glauben führen. Das kann nur die mutige Verkündigu­ng des Wortes Gottes bewirken – und zwar durchaus auch im Streit mit jenen religiösen und politische­n Kräften, die einen anderen, aus christlich­er Sicht falschen Weg zur Seligkeit predigen.

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