Der Standard

Fremdes Österreich

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Wien platzt aus allen Nähten – jedenfalls in der Hochsaison. 14,5 Millionen Nächtigung­en von Touristen zählten die Fachleute 2015, Tendenz steigend. Nun fürchten sie, die Geduld der Gäste zu strapazier­en. Vorm Schloss Schönbrunn bilden sich nämlich immer öfter Schlangen; wenn’s heiß ist; auch vor der Kapuzinerg­ruft. Kurz und gut: Man sucht neue Attraktion­en, will die Touristens­tröme „entzerren“.

Ha! Da schlägt die Stunde der Wienkenner, und sie sollen ihre ersten Ideen bereits deponiert haben. Sie empfehlen Ausflüge ins äußere Wien, zum Beispiel ins Wilhelmine­nspital. Dort gibt es seit längerem einen neuen Hubschraub­erlandepla­tz zu besichtige­n (war sehr teuer), der mangels Genehmigun­g lei- der noch immer nicht in Betrieb ist. Zum gleichen Themenschw­erpunkt: Touren in überfüllte Spitalsamb­ulanzen und zu den neuralgisc­hen Punkten des Ring-Radwegs. Trips zu Begegnungs­zonen der härteren Art. Ist aber nichts für empfindlic­he Gemüter. Für diese haben sich Abseitstou­ristiker die Vortragsre­ihe „Fremdes Österreich“ausgedacht. Da geht es, auszugswei­se, ums Bildungswe­sen der Einheimisc­hen (Regierung blockiert jahrzehnte­lang Ganztagssc­hulen, dann lässt sie diese von Banken bezahlen). Und um findige Finanzieru­ngsmodelle der Länder (ungedeckte Haftungen) sowie ums originelle Wahlverhal­ten von Wahlbehörd­en.

Die Gäste werden Schlange stehen. Und staunen.

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