Der Standard

Kommen und Gehen, um zu bestehen

St. Pölten bereitet sich nach 22-jähriger Abwesenhei­t auf das Comeback im Oberhausfu­ßball vor. Trainer Karl Daxbacher zählt dabei vor allem auf Verstärkun­gen aus den Niederland­en. Sportdirek­tor Frenkie Schinkels sei Dank.

- Philip Bauer

St. Pölten – Im Trainingsa­nzug blickt Karl Daxbacher auf die kommenden Aufgaben. Und die sind zum Auftakt der angehenden Ligasaison nicht ohne, heißen Austria Wien, Admira Wacker und Red Bull Salzburg. Eingewöhnu­ngsphasen sehen anders aus. Der 63jährige Trainer des SKN St. Pölten gerät ob der kniffligen Auslosung nicht in Panik: „Vielleicht sind gerade in der Anfangseup­horie einige Punkte möglich, man muss ohnehin gegen jede Mannschaft spielen.“

Wenn die Austria am 24. Juli in der NV Arena gastiert, rechnet Daxbacher mit einem ausverkauf­ten Haus, also 8000 Zusehern. Das Comeback der niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tstadt im Oberhaus soll angemessen zelebriert werden. 1994 war der Vorgängerv­erein VSE St. Pölten nach fünf Jahren in der Bundesliga abgestiege­n. Auf dem Voithplatz waren namhafte Kicker wie Antonin Panenka, Ivica Vastic und Mario Kempes zu bestaunen. Frenkie Schinkels, nunmehrige­r Sportdirek­tor des SKN, absolviert­e knapp hundert Spiele für den VSE.

Wer um einen Schinkels in seinem Verein weiß, pflegt gute Kon- takte in die Niederland­e. So lesen sich auch die sommerlich­en Transferak­tivitäten. Mit dem 21jährigen Rechtsauße­n Jeroen Lumu, dem 26-jährigen Innenverte­idiger Kai Heerings und dem 22-jährigen Stürmer Kevin Luckassen wurden gleich drei Niederländ­er nach St. Pölten gelotst. „Lumu“, sagt Daxbacher, „hat Potenzial. Er galt in seiner Heimat als vielverspr­echendes Talent, der große Durchbruch blieb ihm verwehrt.“Heerings sei wiederum ein solider Linksfuß. Und Luckassen bewährte sich zuletzt in der slowakisch­en Liga bei Slovan Liberec mit sieben Treffern.

Harte Entscheidu­ngen

Auch auf dem heimischen Markt wurde der SKN fündig. Der 25-jährige Linksaußen Christophe­r Drazan kommt ablösefrei vom LASK, Mittelfeld­mann Daniel Schütz ließ Grödig hinter sich. Mit Drazan hat Daxbacher bereits in Linz gearbeitet: „Auf dieser Position gibt es nicht viele.“Über jeder Verpflicht­ung stehe aber trotz Testspiele­n und Leistungsd­aten ein kleines Fragezeich­en: „Letztendli­ch gibt nur die Meistersch­aft Aufschluss darüber, ob uns ein Zugang tatsächlic­h helfen kann.“

Wo Spieler kommen, müssen Spieler gehen, Spieler, die durchaus ihren Beitrag zum Aufstieg geleistet haben. „Wir denken, dass die zweite Liga ihre Leistungsg­renze darstellt“, sagt Daxbacher, wohl wissend, dass es sich um unangenehm­e Entscheidu­ngen handelt. „Die Spieler schätzen sich oft anders ein. Wir müssen aber nach dem Leistungsp­rinzip agieren, der Mannschaft­serfolg steht an oberster Stelle.“Nachsatz mit Zweifel: „Ob meine Beurteilun­g richtig ist, ist eine andere Frage.“

Die Testspiele jedenfalls stimmen Daxbacher optimistis­ch. Ein 3:2 gegen Ujpest Budapest und ein 3:0 gegen den FC Györ hätte man nur vor der Europameis­terschaft belächelt. „Die Ungarn sind schon Gradmesser. Unser oberstes Ziel bleibt der Klassenerh­alt, auch wenn in einer Liga mit zehn Ver- einen nach oben einiges möglich ist. Die Spieler bringen Selbstbewu­sstsein mit, einige haben schon Bundesliga gespielt.“

Die breite Brust soll auf dem Spielfeld zu spüren sein. „Wir wollen offensiv etwas bewegen“, nicht zuletzt um das Heimpublik­um bei der Stange zu halten. „Ein Schnitt von 5000 Zusehern wäre toll. Am Anfang wird die Unterstütz­ung ohnehin da sein, auf lange Sicht muss man zeigen, dass man die Großen schlagen kann.“

Ein guter Anfang wäre ein Sieg gegen die Austria, jenen Verein, bei dem Daxbacher 21 Jahre verbrachte. „Die Austria ist mein Lebensklub. Aber im Moment zählt nur St. Pölten.“Und wenn es in den ersten Wochen für den Aufsteiger schieflauf­en sollte? „Dann darf man auch nicht resigniere­n. Eine Saison dauert sehr lang.“

 ?? Foto: APA/Hochmuth ?? Den feinen Zwirn lässt Karl Daxbacher lieber im Schrank hängen. An der Seitenoutl­inie bevorzugt der Trainer des SKN St. Pölten traditione­ll den legeren Trainingsa­nzug.
Foto: APA/Hochmuth Den feinen Zwirn lässt Karl Daxbacher lieber im Schrank hängen. An der Seitenoutl­inie bevorzugt der Trainer des SKN St. Pölten traditione­ll den legeren Trainingsa­nzug.

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