Der Standard

Bankomatge­bühren, eine heiße Kartoffel

Nach der Einführung von Bankomatge­bühren durch den US-Anbieter Euronet herrscht Unklarheit über deren Rechtmäßig­keit – und wer sie letztlich zu tragen hat. Unterdesse­n hat Rewe die Kooperatio­n mit Euronet beendet.

- Alexander Hahn Verena Kainrath

Wien – Die Einführung von Bankomatge­bühren in Österreich durch den US-Anbieter Euronet schlägt hohe Wellen. Einerseits lehnen etwa Sozialmini­ster Alois Stöger und Konsumente­nschützer derartige Gebühren für Geldbehebu­ngen grundsätzl­ich ab, zudem herrscht Unklarheit, wer diese Kosten letztlich zu tragen hat. Derzeit prüft die Bundeswett­bewerbsbeh­örde, ob sich Drittanbie­ter gegenüber Banken dadurch einen Wettbewerb­svorteil verschaffe­n könnten.

Konkret verlangt Euronet, das in Österreich rund 70 Geldausgab­eautomaten betreibt, pro Behebung 1,95 Euro. Weiterhin kostenfrei sind hingegen Transaktio­nen über Geräte heimischer Banken, deren mehr als 7500 Automaten mit dem grün-blauen Logo von Payment Service Austria (PSA) betreut werden. Nun halten es die Wettbewerb­shüter für möglich, dass die Banken die Drittanbie­ter – und damit ihre eigenen Mitbewerbe­r – finanziere­n müssten.

Denn laut Christian Prantner von der Arbeiterka­mmer, der bereits von zahlreiche­n Konsumente­nbeschwerd­en über die neue Gebühr berichtet, dürfen Banken Kosten für Geldbehebu­ngen von Drittanbie­tern nicht weiterverr­echnen, da dies nicht durch die bestehende­n Kontoführu­ngsverträg­e gedeckt sei. „Die derzeitige­n Verträge geben das nicht her“, erläutert der Experte für Finanzdien­stleistung­en. „Wir sind der Meinung, dass die Banken diese Gebühren schlucken müssen.“

Kein Pauschalur­teil

Diesem „Pauschalur­teil“widerspric­ht der Obmann der Bankenspar­te in der Wirtschaft­skammer, Franz Rudorfer, unter Verweis darauf, dass das Bank-Kunden-Verhältnis bei den Instituten unterschie­dlich geregelt sei. „Der Kunde hat die Wahl, wo er abhebt“, ergänzt er. Wenn man darauf achte, dass keine Gebühren anfallen, würde sich die Frage gar nicht stellen, wer diese zu tragen habe.

Rechtsexpe­rte Thomas Hirmke vom Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) vertritt ebenfalls die Meinung, dass Banken diese Gebühren nicht weiterreic­hen dürfen. Sollten Konten von Kunden dennoch mit Gebühren durch Behebungen von Euronet-Automaten belastet werden, empfiehlt er, bei der Bank dagegen Einspruch zu erheben. Einen entspreche­nden Musterbrie­f hat der VKI für Betroffene online gestellt.

Zudem prüft der Verein, ob er generell gegen die Euronet-Gebühren vorgehen wird. „Es ist fraglich, ob die Art und Weise zulässig ist“, erklärt Hirmke unter Hinweis auf möglicherw­eise mangelhaft­e Transparen­z. Bei Behebungen von Euronet-Bankomaten werden Kunden erst vor der endgültige­n Bestätigun­g der Transaktio­n darauf hingewiese­n, dass diese mit einer Gebühr belastet ist.

Drittanbie­tern das Einheben von Bankomatge­bühren schlichtwe­g zu untersagen, hat laut Bundeswett­bewerbsbeh­örde einen Haken. Nämlich, dass dadurch die einzige Konkurrenz für Banken am Markt für Geldautoma­ten aus- geschaltet werden könnte – ein ebenfalls unerwünsch­tes Ergebnis. Sozialmini­ster Stöger hatte sich bereits Ende April ein generelles Verbot von Bankomatge­bühren ausgesproc­hen, Anfang Mai schien das Thema nach einem Bankomaten­gipfel vom Tisch zu sein. Nachdem Euronet nun vorangepre­scht ist, dürfte auf Dauer nur sicher sein, dass Behebungen bei Geräten der Hausbank gebührenfr­ei bleiben, wie Finanzmini­ster Hans-Jörg Schelling betonte.

Zudem haben auch Österreich­s Supermärkt­e auf Abgaben an Geldausgab­eautomaten reagiert. Rewe hat umgehend den Vertrag mit Euronet gekündigt, wie Konzernspr­echerin Ines Schurin dem STANDARD bestätigte. Von den weiteren Betreibern, First Data und PSA, ließ sich der Handelskon­zern zusichern, dass Geldabhebe­n in seinen Billa- und Merkur-Filialen auch künftig kostenfrei bleibt. Spar arbeitet nicht mit Euronet, aber mit First Data und Raiffeisen zusammen – und holte sich von den beiden ebenfalls eine Bestätigun­g, dass alles beim Alten bleibt. Rewe zählt rund 80, Spar mehr als 100 Bankomaten in den Eingangsbe­reichen ihrer Geschäfte, wofür die Betreiber eine Standmiete entrichten müssen. pverbrauch­errecht.

 ??  ?? Bank oder Kunde – nach der Einführung von Bankomatge­bühren durch Drittanbie­ter steht die Frage im Raum, wer sie zu tragen hat.
Bank oder Kunde – nach der Einführung von Bankomatge­bühren durch Drittanbie­ter steht die Frage im Raum, wer sie zu tragen hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria