Der Standard

Brexit hemmt EU-Wirtschaft

Finanzmini­ster wollen rasch Klarheit von London

- Thomas Mayer aus Brüssel

Die Situation in Großbritan­nien sei nach dem Ja der Bürger zum EU-Austritt zweifellos „schwierig“, der Schaden für das Land „groß“, auch für die EU. Dennoch sei es zu früh, über konkrete Maßnahmen und das weitere Prozedere zu reden, weil im Land „noch viele Dinge offen sind“. Diese Einschätzu­ng der EU-Finanzmini­ster gab Hans Jörg Schelling bei der Ministerra­tssitzung Dienstag in Brüssel wieder.

Die Partner forderten nach einer Debatte zur Lage von der neuen Regierung in London, möglichst bald Klarheit darüber zu schaffen, was genau sie wolle und wann sie den Antrag auf EU-Austritt gemäß Artikel 50 EU-Vertrag stellen wird, damit konkrete Verhandlun­gen beginnen können.

In Berlin forderte Kanzlerin Angela Merkel die neue Premiermin­isterin Theresa May auf zu entscheide­n, welche Art von Beziehunge­n zur EU Großbritan­nien künftig anstrebt. Ihr Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble erklärte in Brüssel, jetzt seien Klarheit und Schnelligk­eit gefragt, um die Folgen des Schocks des Referendum­s zu bewältigen. US-Finanzmini­ster Jack Lew forderte die Europäer nach einem Treffen mit dem französisc­hen Kollegen Michel Sapin in Paris auf, sich gegenüber Großbritan­nien „flexibel“zu zeigen, und pragmatisc­h und transparen­t zu verhandeln.

Führende Wirtschaft­sforscher in Deutschlan­d, Frankreich und Italien haben die Konjunktur­aussichten für die Eurozone nach unten korrigiert. Im vierten Quartal werde sich das Wachstum auf 0,3 Prozent abbremsen, als Folge von Einbrüchen im Handel.

Spanien reformbere­it

Die Finanzmini­ster haben den Vorschlag der Kommission zur Einleitung eines Verfahrens wegen Verstoßes gegen die Haushaltsr­egeln gegen Spanien und Portugal bestätigt. Binnen 20 Tagen muss die Kommission entscheide­n, ob eine Strafzahlu­ng gemäß Stabilität­spakt fällig wird. Schäuble wies darauf hin, dass dies von null bis 0,2 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es (BIP) reichen könnte. Es gehe nicht drum, Länder zu bestrafen. Spanien will durch Steuererhö­hungen das Defizitzie­l 2017 erreichen.

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