Wie man das Verlernen lernt
Adrian Klammer erforscht, wie Organisationen gezielt vergessen können
Vaduz – Der Vorgang des Vergessens hat keinen guten Ruf, und meist ist das auch begründet. Mitunter aber kann gezieltes Vergessen und Verlernen die Voraussetzung für eine notwendige Neuorientierung sein – beim Einzelnen ebenso wie in Unternehmen und Organisationen. „In Betrieben entstehen Probleme heute seltener durch das Vergessen von Informationen als durch eine Informationsüberflutung“, sagt der Organisationswissenschafter Adrian Klammer. „Um dem entgegenzuwirken, muss man irrelevantes Wissen und nicht mehr zielführende Werte und Normen herausfiltern und aktiv vergessen.“
Allerdings neigen Unternehmen gerade in schwierigen Situationen besonders zur Rückbesinnung auf ehemals Bewährtes, statt sich den neuen Herausforderungen zu stellen. „Das klassische Beispiel für diese Unfähigkeit zu vergessen lieferte die Firma Kodak, die durch ihre Konzentration auf das traditionelle Kerngeschäft den Sprung zur digitalen Kamera verpasst hat – obwohl sie diese bereits entwickelt hatte“, berichtet Klammer, der neben seiner Tätigkeit am Institut für Entrepreneurship der Uni Liechtenstein gerade eine Dissertation über „organisationales Vergessen und Verlernen“verfasst.
Wie aber kann man einem Unternehmen das Vergessen verord- nen? Auf diese Frage will der 27jährige Vorarlberger Antworten finden. „Das Thema ist relativ neu, und bisher gibt es dazu kaum Studien.“In seiner Doktorarbeit will Klammer dafür die theoretische Basis liefern, indem er den Informationsprozess in Unternehmen erforscht. „Zwar gibt es bereits Typologien, wie Vergessensprozesse ablaufen können, der Prozess an sich wurde bisher aber noch nicht abgebildet.“Wichtig dabei sei vor allem, zwischen vorhandenem und neu erworbenem Wissen sowie beabsichtigtem Verlernen und ungewolltem Vergessen zu unterscheiden.“
In der eigenen Biografie war für den ambitionierten Fußballer ge- zieltes Verlernen bisher noch nicht erforderlich, um erfolgreich zu sein. Ganz im Gegenteil, möchte man sagen: Immerhin war es genau sein schon im Sportgymnasium Dornbirn gefördertes Fußballtalent, das ihm vier Jahre Gratisstudium in den USA einbrachte – zuerst in Georgia, dann in Oklahoma. Vorarlberg aber hat er trotz der amerikanischen Verlockungen nicht vergessen und ist schließlich mit einem Bachelor in Geschichte wieder ins Ländle zurückgekehrt.
Dass er danach den Masterstudiengang Entrepreneurship an der Uni Liechtenstein absolvierte, war nicht wirklich geplant. Und so kam es, dass sich der frischgebackene Historiker, dem es fachbedingt vor allem ums Erinnern gehen müsste, mit etlichen Zusatzprüfungen zu einem Organisationswissenschafter entwickelte, der sich den Kopf über Strategien des gezielten Vergessens zerbricht.
Dass für ihn daraus eine wirklich runde Sache wurde, hat nicht zuletzt mit der ganz großen Leidenschaft seines Lebens zu tun, dem Fußball. Den pflegt Klammer nach wie vor mit Hingabe als Stürmer beim VfB Hohenems. Als versierter Pendler zwischen Ball und Büro, Vaduz und Hohenems, geistiger und körperlicher Aktivierung hat er damit eine Balance in sein Leben gebracht, für die andere erst einiges verlernen und vergessen müssten. arbeit ist, diese weiter zu unterbieten. Mit der Technik wird eine formfreie, mehrlagige und damit dreidimensionale Verarbeitung der Drähte möglich.
Eines der ersten Produkte von Texible wird Bettwäsche sein, die bei der Pflege von Menschen mit Harninkontinenz hilft. „Bei Kontakt der Sensortextilie mit Flüssigkeit wird automatisch über das Rufsystem im Pflegeheim gemeldet, dass die Person im Nassen liegt“, erklärt Fröis. Dabei misst ein textiler Sensor laufend den elektrischen Widerstand, der sich dann durch Flüssigkeit verändert.
Eine Schwierigkeit dabei: „Die Textilien müssen industriell gewaschen werden können. Um Koch- und Chlorwäsche zu überstehen, müssen die Laken nicht nur knick-, sondern auch korrosionsbeständig sein, erläutert der TexibleCEO. Weiche und flexible Sensortextilien fühlen sich nicht nur besser an, sondern sind auch besser waschbar. Die Beschichtungen der feinen Drähte dürfen sich zudem nicht ablösen. Im Moment arbeiten die Entwickler noch an der Auswerteelektronik. In wenigen Monaten soll ein Feldversuch starten, dann sollen die Textilien in Produktion gehen.
Ein anderes Projekt des Unternehmens geht noch weiter weg von dem, was man sich landläufig unter Textilien vorstellt. In den Vorarlberger Stickereien könnten künftig 3-D-Elektroden gefertigt werden, die in Batterien, Akkus und Brennstoffzellen für mehr Effizienz sorgen. Die dreidimensionalen Strukturen ersetzen in den Akkus beschichtete Folien als Stromkollektoren. „Die 3-D-Elektroden durchdringen die Zellmasse. Die Folien schwimmen dagegen einfach nur oben auf“, beschreibt Fröis.
Das Gewicht der Zelle sinkt, weil die aktive Masse besser genutzt werden kann. Die Akkus werden leistungsfähiger und können schneller geladen werden. „Von wissenschaftlicher Seite wurde das Prinzip bisher zum einen für Lithium-Ionen-Akkus charakterisiert, die in Elektroautos zum Einsatz kommen können, zum anderen für sogenannten Redox-Flow-Zellen, die als Speicherzellen in Gebäuden dienen“, erläutert der Unternehmer. Noch müssen in der Fertigung Fehlerquote und Ausschuss verringert werden. Ende kommenden Jahres könnte es eine erste Kleinserie von Akkus mit den Textilelektroden geben.
Die beiden Projekte sollen nur der Startschuss zur smarten Textilzukunft sein. „Der nächste Schritt in der Pflege wäre etwa, die Vitaldaten im Bett zu überwachen. Man könnte dann jederzeit sehen, ob der Pflegebedürftige im Bett liegt und wie es ihm geht“, blickt Fröis in die Zukunft. Auch für die Hauspflege wäre das ein Thema. „Wichtig ist, dass solche Systeme ohne Mehraufwand für die Pflegenden und möglichst unsichtbar funktionieren.“ Smarte Technik für neue Textilien