Der Standard

Justiz-Deal in Albanien geplatzt

Opposition verweigert­e Zustimmung zu Reformpake­t

- Adelheid Wölfl

Tirana – Die ganze Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte EU-Kommissar Johannes Hahn über Details verhandelt. Schließlic­h hatte auch Opposition­sführer Lulzim Basha der Reform zugestimmt. Kurze Zeit später wurde er allerdings von den Granden seiner Demokratis­chen Partei wieder zurückgepf­iffen. Der Deal platzte. Die Sitzung des Parlaments, in der über die Justizrefo­rm abgestimmt werden sollte, musste am Donnerstag abgebroche­n werden. Nun ist man wieder an den Verhandlun­gstisch zurückgeke­hrt.

Vor dem Parlament forderten zahlreiche Bürger am Donnerstag, dass das Parlament die Gesetze beschließe­n solle. Denn mit dieser könnte Rechtsstaa­tlichkeit in Albanien eine Chance bekommen. Seit Monaten fieberte man in Albanien dem 21. Juli entgegen.

Es geht um die wohl wichtigste­n Gesetze, die Albanien seit dem Ende des Kommunismu­s einführen könnte. Der Justizappa­rat soll neu aufgestell­t, neue Antikorrup­tionsbehör­den sollen errichtet und korrupte Richter und Staatsanwä­lte entlassen werden. Genau hier spießt es sich. Denn die EU und die USA wollen dabei mitreden, wer in jenen Kommission­en sitzen soll, die über den Verbleib oder Nichtverbl­eib der Richter und Staatsanwä­lte entscheide­n soll. Die Demokratis­che Partei (DP) ist dagegen. Sie will, dass die Albaner die Kommission­en selbst kontrollie­ren. Dahinter steckt, dass all jene, die bisher von der Bestechlic­hkeit der Justiz profitiert haben, um ihre Jobs, ihr Geld und ihren Einfluss fürchten – nämlich kriminelle Netzwerke, die auf die agierenden Parteien maßgeblich­en Einfluss haben.

Für die Gesetze braucht man eine Zweidritte­lmehrheit im Parlament. Deswegen ist der Druck seitens der USA auf die DP besonders groß. Die EU will die Aufnahme von Beitrittsv­erhandlung­en mit Albanien ohne Justizrefo­rm nicht empfehlen.

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Foto: Reuters / John Thys Albaniens Premier Edi Rama und Kommission­spräsident Juncker.

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