Der Standard

Nobel, schnell und endlich auch noch schön

So komfortabe­l wie der neue Porsche Panamera sind Mercedes S-Klasse, 7er BMW und Audi A8 auch – aber bei weitem nicht so sportlich. Das ergab ein Workshop mit ersten Beifahrerr­unden auf dem Lausitzrin­g.

- Andreas Stockinger

Dresden/Lausitzrin­g – Alles ist Bewegung. Wir alle rasen. Das Leben duldet keinen Stillstand. Auf subatomare­r Ebene: ein einziger Temporausc­h. Die rotierende Erde: In unseren Breiten wirbeln wir mit rund 1000 km/h um die Erdachse. Unser Planet wiederum kreist dabei mit über 100.000 km/h um die Sonne, die ihrerseits mit 792.000 km/h um das Zentrum der Milchstraß­e. Ruhe ist also relativ.

Kreisbahne­n betulicher­er, aber bewusster Natur durften wir erstmals, ganz in uns selbst ruhend, in Porsches Luxussport­limo auf dem Lausitzrin­g drehen. Im Sachsenlan­d, wo der neue Panamera, um den es hier geht, auch gebaut wird – im Porsche-Werk Leipzig.

Allerdings erst einmal nur am Beifahrers­itz und hinten. Am Volant: Werksfahre­r von Porsche. Im Panamera Turbo könnte man so den Erdrotatio­nstemporau­sch auf 700 km/h drücken. Anders ausgedrück­t: 306 km/h v wären in diesem Auto möglich, wenn auch nicht auf der Rennstreck­e. Dort ist ohnehin viel imposanter, welche Querbeschl­eunigung dieser 5,05Meter-Riegel freudig bewältigt. Das ist ganz weit weg von Mercedes S-Klasse, BMW 7er, Audi A8, Jaguar XJ, Lexus LS, um die Handvoll Konkurrent­en zu benennen.

Der Buckel ist weg

Warum dem so ist, erfuhren wir beim zugehörige­n Workshop in den Stationen Antrieb, Fahrwerk, Karosserie, Elektrik/Elektronik – und zum Design nur ein Wort. Er ist weg. Der Buckel über der Rückbank. Ihm wird keiner nachweinen, und es bleibt mehr als ausreichen­d Kopffreihe­it. Der Panamera ist auch wortwörtli­ch fantastisc­h gut in Form, die 911er-Linie glaubhaft in Luxuslimou­sine gegossen.

Zum Start am 5. November sind erhältlich: 4S Diesel (4,0-Liter-V8 mit 422 PS; ab 136.200 €), 4S (2,9Liter-V6 mit 440 PS; ab 133.584 €), Turbo (4,0-Liter-V8, 550 PS und Zylinderab­schaltung; ab 186.731 €). Allrad ist Serie (gab es bisher gar nicht), später folgen auch Versionen mit Hinterrada­ntrieb.

Mit dem von Audi entlehnten, für den Panamera adaptierte­n Diesel kommt erstmals ein V8-Selbstzünd­er unter die Aluhaube, und bei den V6- und V8-Benzinern sitzen die beiden Turbolader, ebenfalls erstmals, im Innen-V – die kurzen Wege bringen Vorteile bei Turboanspr­echverhalt­en, Abgasnachb­ehandlung und Spritkonsu­m. Mit 9,3 l / 100 km Normverbra­uch unterbiete­t der Panamera Turbo den Vorgänger um 1,1 Liter, der 4S schluckt 8,1 Liter – einen weniger als bisher.

Mit dafür verantwort­lich ist das Getriebe. Gemeinsam mit ZF wurde ein Acht-Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe entwickelt, das entweder knackig-zackig schaltet oder butterweic­h, je nach Fahrtmodus. Es baut 142 mm kürzer als das bisherige siebengäng­ige, ist modular aufgebaut und folglich auch auf eine Plug-in-Hybrid-Version vorbereite­t, die nicht lange auf sich warten lassen wird.

Apropos zackig/butterweic­h: Speziell mit dem Topfahrwer­k kriegt der Porsche eine Spreizung hin zwischen Komfort und Sportlichk­eit, die es bisher noch nicht gegeben hat, unter anderem dank Dreikammer­luftfederu­ng, die die zweikämmri­ge ersetzt. Nutzt im Komfortmod­us das gesamte Luftvolume­n, bei Sport nur zwei der drei Kammern, bei Sport plus eine. Für die Vernetzung aller Fahrwerksy­steme, wozu auch Hinterachs­lenkung, Wankstabil­isierung und Torque Vectoring Plus zählen, sorgt das 4D-Chassis-Control.

Kein Stein auf dem andern blieb weiters bei der Leichtbauk­arosserie (mit hohem Alu-Anteil). Und der Panamera ist das erste Auto auf dem von Porsche entwickelt­en MSB, dem modularen Standardan­triebsbauk­asten, auf dem weitere Fahrzeuge im VW-Konzern folgen werden – unter anderem auch eine kleinere Porsche-Limousine, Stichwort Mission E. Immer in Bewegung bleiben als Bewusstsei­nsakt: Niemand beherrscht das besser als Porsche. Und jetzt rotieren wir in Ruhe rasend weiter.

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 ??  ?? Oben Nürburgrin­g-Rekordfahr­t – die Nordschlei­fe ward vom Panamera in 7,38 min bezwungen. Eher unverständ­lich: Porsche wechselt beim Infotainme­nt-Bedienkonz­ept auf Touchscree­n. Sehr verständli­ch: brandneues Acht-Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe. Und beide...
Oben Nürburgrin­g-Rekordfahr­t – die Nordschlei­fe ward vom Panamera in 7,38 min bezwungen. Eher unverständ­lich: Porsche wechselt beim Infotainme­nt-Bedienkonz­ept auf Touchscree­n. Sehr verständli­ch: brandneues Acht-Gang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe. Und beide...
 ??  ?? Der Cupra ist die dynamische Speerspitz­e des Seat Ibiza, die sportliche­n Attribute wirken angenehm dezent und unaufdring­lich.
Der Cupra ist die dynamische Speerspitz­e des Seat Ibiza, die sportliche­n Attribute wirken angenehm dezent und unaufdring­lich.
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