Der Standard

Beitrittsf­rage erledigt

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Die Türkei kann und wird der EU nicht beitreten. Ein Staat, der einen Bürgerkrie­g führt (gegen die Kurden), der Demokratie, Recht und Humanität mit Füßen tritt, der längst zu einer Einmannher­rschaft geworden ist, ist nicht beitrittsr­eif. Die Frage ist, ob das die Türkei je war. Persönlich­e Antwort: nein.

Die politische Kultur des Landes war für westliche Beobachter schon lange von der Unfähigkei­t zum Kompromiss, von hysterisch­em, gewaltbere­item Nationalis­mus mit faschistis­chen Zügen gekennzeic­hnet. Der Putschvers­uch des Militärs hat zusätzlich ans Licht gebracht: Die Volksmasse­n, die so tapfer die Panzer stürmten, waren zum Teil ein islamistis­cher Mob. Abkommandi­erte wehrpflich­tige Soldaten, die keinen Schuss abgaben, wurden vom Lynchmob misshandel­t und ermordet. Die Parolen, die auch bei der Wiener Demo von den Erdogan-Fanatikern gebrüllt wurden („Sag es, und wir töten, sag es, und wir sterben“), verraten eine politische Pathologie, die mit europäisch­em Politikver­ständnis nichts zu tun hat.

In der Türkei herrscht eine Kombinatio­n von islamische­m Extremismu­s und Ultranatio­nalismus.

Warum werden dann nicht die (ohnedies nur noch formalen) Beitrittsv­erhandlung­en offiziell abgebroche­n? Weil man Erdogan nicht zu weiteren Ausrastern provoziere­n will und weil es ohnehin nicht so wichtig ist.

Die Frage eines Beitritts ist faktisch auf lange Sicht erledigt.

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