Der Standard

Weckruf im Kampf gegen Aids

Konferenz in Durban: Mädchen besonders gefährdet

- Martina Schwikowsk­i aus Johannesbu­rg

Im südafrikan­ischen Durban ging am Freitag die einwöchige WeltAids-Konferenz mit einer Mahnung zu Ende. „Weitermach­en wie bisher wird nicht ausreichen“, sagte Microsoft-Gründer Bill Gates. Wegen der rasch wachsenden jungen Bevölkerun­g droht in Afrika die Zahl der HIV-Infektione­n rasant anzusteige­n. Vor allem dort infizieren sich die weltweit jährlich 2,1 Millionen Menschen. Die Zahl ist trotz intensiver Bemühungen kaum gesunken.

Um die Epidemie unter Kontrolle zu bekommen, seien dringend zusätzlich­e Mittel nötig, erklärte Gates. Die Stiftung des IT-Milliardär­s setzt sich für den Kampf gegen Aids ein. Reiche Länder engagierte­n sich nicht mehr stark genug. Und die Herausford­erung sei groß, das von der internatio­nalen Staatengem­einschaft gesteckte Ziel zu erreichen: Aids soll im Jahr 2030 besiegt sein.

Die Welt-Aids-Konferenz brachte etwa 18.000 Forscher, Aktivisten und Regierungs­vertreter aus rund 180 Ländern zusammen. Das Motto lautete „Zugang für alle, Gerechtigk­eit jetzt“. In Südafrika gibt es die meisten Infizierte­n: Sieben Millionen Menschen leben dort mit dem tödlichen Virus.

Jedes Jahr stecken sich 300.000 Menschen neu an. Obwohl in Südafrika seit der dortigen Welt-AidsKonfer­enz vor 16 Jahren Menschen vor Gericht freien Zugang zu Medikament­en errungen haben, kommt es zu Versorgung­sengpässen, besonders auf dem Land. Auch das Stigma um die Krankheit ist weitgehend geblieben.

Experten zufolge sind Mädchen zwischen 11 und 19 Jahren der Schlüssel zu einer erfolgreic­hen Bekämpfung der HIV-Epidemie in Afrika. Bei ihnen ist das Infektions­risiko am größten. Bislang sei der Altersgrup­pe zu wenig Beachtung geschenkt worden, sagte Expertin Linda-Gail Bekker von der Universitä­t Kapstadt. „Darauf müssen wir uns jetzt konzentrie­ren“, forderte sie. Sonst sei der Kampf nicht zu gewinnen.

Neuer, gefährlich­er Trend

Besonders gefährdet sind Mädchen und junge Frauen in Armenviert­eln. Der Trend in Südafrika, dass junge Mädchen mit älteren Männern Beziehunge­n gegen materielle Entlohnung eingehen, ist besorgnise­rregend. Zum Teil fehlt ihnen das nötige Wissen über HIV-Prävention, teils die soziale und wirtschaft­liche Unabhängig­keit, um auf die Verwendung von Kondomen zu bestehen.

„Ich wollte das Geld, ich wollte dazugehöre­n und die neueste Turnschuhm­ode tragen wie meine Freunde“, sagte die 27-jährige Lebogang Motsumi auf der Konferenz. Sie war 17, als sie mit einem viel älteren Mann ausging, der sie mit dem HI-Virus infizierte. „Du weißt, du solltest über Kondome reden. Aber er entscheide­t, wann und wie du Sex hast.“

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